Element Wasser

 

Das vierte Element Wasser, das wir nun zum Abschluss der Einzelelemente besprechen, ist sicherlich das am schwersten zugängliche Element. Denn es beinhaltet die größte Tiefe, die im Sinne des Wassers auch seelischen Charakter beinhaltet. Es ist also eine enorme seelische Tiefe. Dadurch ergibt sich die offensichtliche Undurchdringlichkeit des Elementes. Man kann sicherlich sagen, dass in Ähnlichkeit zum Feuerelement, obwohl dieses energetisch sehr anders ist, auch das Wasser als Symbol für das Lebendige, für das Lebendige vor allen Dingen auch im Sinne des Lebensspendenden, angesehen werden kann. Das Wasser ist eigentlich der Quell der Fruchtbarkeit und markiert - da denke man bitte an das Tierkreisprinzip Skorpion - einerseits den Beginn, wie auch das Ende des Lebens. Wobei das Ende des Lebens im Sinne des Todes aber nicht ein endgültiges Ende ist, sondern immer als ein Übergang in ein neues Leben, in eine neue Existenzform gesehen wird.

 

Es gibt viele Mythen, in denen das Wasserelement eine sehr besondere Rolle spielt. Ebenso wie es sehr viele überlieferte Rituale des Menschen gibt, in denen Wasser ebenfalls eine Rolle spielt oder spielte. Wenn man das in die Vergangenheit, in die weit zurückliegende Vergangenheit, überträgt, dann muss man beispielsweise daran erinnern, dass im alten Ägypten Tonkrüge mit Wasser gefüllt in die Gräber der Toten gestellt worden sind. Damit die Toten auf ihrer Reise in das Reich der Toten nicht verdursten. Man ging also davon aus, dass der leibliche Tod bei Weitem nicht das Ende ist, sondern nur ein Übergangsstadium. Insofern war es auch wichtig, dass der Mensch in diesem Übergangsstadium noch mit Wasser, und damit mit Lebendigkeit, versorgt wurde. Jeder weiß, dass der Flüssigkeitsentzug viel schneller zum Tod führt als der Entzug von Nahrung. Daher ist das Wasser in jedem Falle an diese beiden extremen Pole Leben und Tod geknüpft, die sich aber letzten Endes wieder vereinen.

 

Auf der anderen Seite ist auch klar, vor allen Dingen wenn man diese starke Polarität im Wasserelement erkennt, dass es sich hierbei auch um das seelische Prinzip handelt. Denn am Anfang des Lebens kann man davon ausgehen, selbst, wenn man nicht den karmischen Gedanken dazu bemühen möchte, dass die Seele an sich als solches in einer neuen körperlichen Form ins Leben tritt. In diesem Sinne also die Seele ein Leben in einem Körper verbringt, um dann wieder am Ende des Lebens aus diesem zu scheiden. Das heißt das seelische Moment ist immer in Verknüpfung gesehen worden zum Leben an sich. Seele ist etwas, das sich im physischen Sinne einen Körper sucht, um dort eine physische Existenz zu erlangen. Das heißt aus unserer einfachen menschlichen Sicht, zu leben.

 

 

Die einfache menschliche Sichtweise des Lebens ist immer auch an die physische Existenz geknüpft, gleichwohl es auch Menschen gibt, die weitersehen können. Aber für sehr viele Menschen ist Leben oder Tod abhängig von der physischen Existenz. Und im Körper selbst ist nach der Auffassung der allermeisten Menschen eine Seele, die schicksalhaft an die Existenz des physischen Körpers angekettet ist. Wenn dieser sogenannt verstirbt, dann geht man davon aus, dass es die Seele auch tut. Die Frage ist jetzt, ob es tatsächlich so ist, dass die physische Existenz, die eine Seele sozusagen manifestiert, auch die Bedingung dafür ist, ob die Seele lebt oder nicht.

 

Wenn diese Frage aus dem Wasserelement direkt beantwortet werden sollte, dann ist die Antwort eindeutig klar. Natürlich ist das Wasserelement oder das seelische Prinzip nicht an irgendeine andere Lebensebene gebunden, zum Beispiel an die körperliche oder auch die geistige Lebensebene. Das Wasserelement kann aus sich selbst heraus, um seiner selbst willen, existieren. Deshalb führt das Wasserelement in Bereiche, die mit karmischen Gedanken oder Gegebenheiten zu tun haben, beziehungsweise wenn man es etwas anders formulieren möchte, die mit den tiefenpsychologischen Erkenntnissen korreliert.

 

Ähnlich dem Feuerelement muss auch beim Wasser daran erinnert werden, dass wenn Leben und Tod so eng beieinander liegen, dass ein Übermaß an Wasser genauso schädlich sein kann wie hilfreich, oder auch das Fehlen an Wasser ebenso schädlich oder hilfreich sein kann. Wenn man sich das Bild einer Sturmflut oder eines Hochwasser vorstellt, dann ist das natürlich zu viel Wasser und bringt Schaden. Auf der anderen Seite, das Bild eines Menschen, der verdurstet, der wird mit ein paar Tropfen Wasser sein Überleben sichern können. Insofern ist auch hier wieder die Frage der Dosierung von Wasser wichtig. Das meine ich jetzt auch ganz konkret übertragen auf ein Horoskop und in dem Sinne auf die Über- oder Unterbetonung von Wasser. Sowohl die Über- als auch die Unterbetonung von Wasser stellt ein Problem dar. Und man kann sagen, dass die Überbetonung, ohne dem jetzt hier bereits vorweg zu greifen, dass die Überbetonung von Wasser je nach Entwicklungsniveau auch im seelischen Bereich einen Schaden anrichten kann, genau wie auch eine Unterbetonung denselben Schaden anrichten kann. Ob sich die Über- oder Unterbetonung eventuell aber auch sehr positiv auswirkt, ist wie erwähnt, Sache des Entwicklungsniveaus.

 

 

Hermann Hesse schreibt in seinem Roman „Siddhartha“ über einen Augenblick seiner Titelfigur, der sicherlich eine sehr große Bedeutung, auch zusammenfassend im Sinne des Wasserelementes hat. Es ist eine Situation, in der Siddhartha in etwas älteren Jahren an einen Fluss zurückkehrt, den er vor vielen, vielen Jahren bereits im mittleren Alter schon einmal besucht hatte und an dem er seinem Leben damals ein Ende machen wollte. An diesem Fluss lebt ein Fährmann mit Namen „Vasudeva“, der ein Symbol für das Heilige, beziehungsweise der an sich ein Heiliger ist, obwohl – und das ist natürlich kein Widerspruch – er ein sehr einfacher Mann ist, der in seinem Leben nie etwas anderes getan hat, als Menschen von der einen Seite des Ufers des Flusses auf die andere Seite zu bringen.

 

Diesem Vasudeva stellt Siddhartha die im Grunde genommen wesentlichste Frage, die ihn sein Leben lang schon beschäftigt: welches ist der Sinn des Lebens, beziehungsweise was ist der Sinn seines Lebens und des vielen Leids, das er in seinem Leben erfahren hat. Und Vasudeva antwortet ihm, wie es ein Heiliger meistens tut. Nicht in einer konkreten Art und Weise, dass er ihm versucht, irgendwelche Erklärungen abzugeben. Sondern er sagt nur: Ich weiß nichts darüber, welches der Sinn deines Lebens ist, du musst das selbst herausfinden. Am besten, du gehst herunter zum Fluss und lauschst der Stille des Flusses. – Und diese Passage, die sich dann in dem Roman anschließt, skizziert, symbolisiert, verdeutlicht das Wasserelement aus meiner persönlichen Sicht der Dinge in einer ganz, ganz wunderbaren Art und Weise. Viel besser, als man es mit anderen Worten, mit gelehrten Worten oder gar mit Fakten tun könnte.

 

Und deshalb möchte ich daraus jetzt zitieren: Und Siddhartha schaute ins Wasser. Und im ziehenden Wasser erschienen ihm Bilder. Sein Vater erschien, einsam, um den Sohn trauernd. Es erschien sein eigener Sohn, einsam auch er, der Knabe, begehrlich auf der brennenden Bahn seiner jungen Wünsche stürmend. Jeder auf sein Ziel gerichtet, jeder vom Ziel besessen, jeder leidend. Der Fluss sang mit der Stimme des Leidens. Sehnlich sang er, sehnlich floss er dem Ziele zu. Klagend klang seine Stimme. Die Bilder zerflossen, flossen ineinander über, wurden alle zum Fluss, strebten alle als Fluss dem Ziele zu, sehnlich, begehrend, leidend. Und des Flusses Stimme klang voll Sehnsucht, voll von brennendem Weh, voll von unstillbarem Verlangen. Zum Ziele strebte der Fluss. Siddhartha sah ihn eilen. Den Fluss, der aus ihm und den Seinen und aus allen Menschen bestand, die er je gesehen hatte, die ihm je lieb und wert waren. Bald konnte er die Bilder nicht mehr unterscheiden.

 

Nicht Frohe von Weinenden, nicht Kindliche von Männlichen, sie gehörten alle zusammen. Klage des Sehnsüchtigen, Lachen des Wissenden, Schrei des Zornes und Stöhnen der Sterbenden. Alles war eins. Alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen. Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle Leiden, alle Lust, alles Gute und alles Böse, alles zusammen war die Welt, war die Musik des Lebens. Das Lied der tausend Stimmen bestand aus einem einzigen Wort, und hieß Om, die Vollendung. In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen. Er hörte auf, zu leiden. –

 

 

Nun können wir sagen, dass das Wasserelement hauptsächlich mit dem Leidensprinzip zu tun hat. Dass also Menschen, die eine Über- oder Unterbetonung von Wasser in ihrem Horoskop haben, das Leiden, und alles, was damit auch, wenn man so will, auch positiven Sinne – man denke an das Prinzip der Leidenschaft – zu tun hat, dass sie das in einer sehr eklatanten Weise mit Sicherheit in ihrem Leben erleben werden. Es ist also kein leidenschaftsloses Leben, sondern es ist ein Leben voller Leidenschaft oder auch voller Leiden. Und ob dieses Leiden bitter ist oder ob es süß ist, beziehungsweise so empfunden wird, das hängt immer von dem entsprechenden Einstellungsstand des Menschen ab.

 

Der wasserbetonte Mensch wird in der Regel, -vor allen Dingen, wenn das Entwicklungsniveau nur durchschnittlich oder gar niedrig ist - ein relativ beeinflussbares Wesen sein, das im Extremfall auch total abhängig ist von eigenen Gefühlen, beziehungsweise auch von fremden Gefühlen. Es ist ein Lebensgefühl, das wie folgt beschrieben werden kann: wenn man sich als eine Nussschale auf dem Ozean empfindet, der in der Regel auch sehr tobend und unruhig ist. Man kann sagen, dass die Wasserbetonung normalerweise zumindest von der Anlage her eine Empfänglichkeit für übernatürliche Phänomene mit beinhaltet. Wobei auf der anderen Seite auch eine sehr tiefgründige Intuition derartigen Dingen gegenüber empfunden werden kann. Diese Intuition, um die es hier geht, wird in der modernen Wissenschaft, in der Psychologie auch oft als emotionale Intelligenz bezeichnet. Da gibt es dann auch eine neuartige Bezeichnung, nämlich den EQ. Der IQ ist ja der Intelligenzquotient, und der EQ ist der emotionale Quotient, der zum Beispiel bei sehr begabten Menschen heutzutage unbedingt mit zur Bewertung hinzugezogen wird. Weil bei begabten Menschen nicht mehr allein das reine Denken im Vordergrund steht, sondern auch die emotionale Entwicklung im Vordergrund stehen sollte, was sicherlich in Ordnung ist.

 

Dieser EQ, wenn man das mal so wissenschaftlich ausdrücken möchte, diese emotionale Intelligenz, die ist in der Regel bei Menschen mit einer starken Wasserbetonung auch relativ stark ausgeprägt. Was dann auch dazu führt, dass es häufig bei Wasserüberbetonung zu einer sehr starken, wenn nicht sogar zu einer Überreaktion auf nur ganz kleine Reize kommt. Das heißt man macht hier fast täglich die Erfahrung, von den Gefühlen sehr stark beeinflusst, wenn nicht sogar überwältigt zu werden. Das führt dazu, dass man sich gerade auf der seelischen Ebene relativ schnell erschöpft fühlt. Aus dieser Erschöpfung kann dann in der Folge eine Depression entstehen. Die Depression steht stellvertretend für das Wasserelement als eine der psychischen pathologischen Formen, die das Wasserelement annehmen kann. Diese Depressivität, beziehungsweise das Verhalten, das dann sehr abkapselnd und isolierend ist, führt nach und nach zu einer Vereinsamung, die ein bisschen folgenden Charakter hat: ich ziehe mich jetzt zurück, weil mich sowieso niemand verstehen kann.

 

 

Eine andere Variante eines sehr ausgeprägt krankhaften Verhaltens bei einer Überbetonung von Wasser ist die Unfähigkeit, Herr seiner eigenen Sehnsüchte werden zu können. Denn Wasser hat auch sehr wohl im seelischen Sinne mit Sehnsucht nach Erfüllung, nach einem erfüllten Leben zu tun, was meistens in Bezug auf Liebe verstanden wird. Insofern ist es sehr schwierig, das weiß jeder Mensch, wahre Liebe zu finden, beziehungsweise andersherum, einen Menschen zu finden, dem man seine eigene wahre Liebe geben kann. Daher ist die Chance, dass diese Sehnsucht, die hier sehr stark angelegt ist, unerfüllt bleibt, relativ groß.

 

Dieses Geschenk der Liebe ist sicherlich eine der größten Sehnsüchte, die im Menschen an sich wohnen. Aber bei einer Wasserbetonung ist diese Sehnsucht in der Regel an erster Stelle zu sehen. Das kann man sicherlich aufgrund einer langen Erfahrung so sagen. Bei einer Wasserbetonung kann man relativ einfach denken. Wenn man jetzt als Therapeut oder Berater tätig ist, sollte man sich eigentlich nur sagen, im Kern geht es hier um Liebe, um das Empfangen von Liebe und das Geben können von Liebe - und um kaum etwas anderes. Und solange das nicht erfüllt ist, handelt es sich um eine unerfüllte Sehnsucht, die zu erheblichen seelischen Schmerzen führen kann.

 

Andererseits, wenn wir uns der Unterbetonung von Wasser zuwenden, so haben wir es hier meistens mit einem Menschen zu tun, der in einem gewissen Sinne vom Leben, von der Lebendigkeit abgeschnitten ist. In extremen Fällen kann man das sicherlich so sagen. Es fehlt der Urgrund, der das Vertrauen ins Leben bietet. Das heißt man ist in der Folge auch normalerweise relativ schwer in der Lage, sich in die Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen. Man kompensiert dieses dann häufig mit einem sehr ausgeprägten Denken. Das ist eine ganz normale Kompensationsform bei Menschen, die relativ schwach im seelisch-emotionalen Bereich angelegt sind. Das führt dann aber dazu, dass diese Menschen eine gewisse Neigung zu seelischer Härte an den Tag legen, weil sie letzten Endes aufgrund der fehlenden seelisch-mitmenschlichen Erfahrung sich oft auch gar nicht vorstellen können, was ihr so gesehen hartes Verhalten für Wunden in anderen erzeugt.

 

 

Nun, das ist, wie gesagt, auch hier eher ein Problem der anderen, nicht so sehr desjenigen, der eine Unterbetonung von Wasser hat. Zumindest solange, bis er nicht in sehr krasser Art und Weise auf diese angelegte Unfähigkeit, die an sich relativ schwer korrigierbar ist, aufmerksam gemacht wird. In diesem Sinne handelt es sich eigentlich um eine Verdrängung der gesamten Gefühlsseite, wenn wir mit einer Unterbetonung von Wasser zu tun haben. Und damit ein Abgeschnittensein vom Lebendigen an sich. Damit wird man allerdings normalerweise unbewusst abhängig von den Menschen, die ihre Gefühle besser ausleben können. Was auch bedeutet, dass wenn ein Mensch das kann, dass er Gefühle im gewissen Sinne auch manipulativ einsetzen kann.

 

So ist oft eine Situation vorzufinden, in der ein Mensch, der im Denken stark ausgeprägt ist, also auf der Gefühlsseite verarmt ist, dennoch in einer entsprechenden Situation einem anderen unterlegen ist, der auf der Gefühlsseite stark ausgeprägt ist. Das findet man ja sehr häufig im Leben. Das wird dann oft als ein Beispiel dafür gewertet, dass Erfolg im Leben nicht unbedingt immer nur etwas mit Intelligenz oder andersrum mit Denken zu tun hat, sondern oft auch der Instinktebene zugewiesen wird. Wer also aus dem Instinkt heraus reagieren kann, was ein Mensch mit Unterbetonung von Wasser in der Regel nicht tut, der steht in bestimmten Situationen einfach besser da im Leben.

 

Letztlich sei noch zu erwähnen, dass man mit wenig Wasser häufig Hilfsangebote in Notsituationen ablehnt. Weil man gleichzeitig - obwohl man die Erfahrung so direkt noch nicht oder nur sehr selten gemacht hat - Angst vor entsprechenden Schmerzen hat, die sich einstellen, wenn man sich auf die emotionalen Probleme einstellen würde... wenn man versucht, diese Probleme zu bearbeiten. Körperlich gesehen hat eine Unterbetonung von Wasser sehr häufig mit einer hohen Giftkonzentration im Körper zu tun. Deshalb ist es unbedingt empfehlenswert, dass Menschen mit einer Unterbetonung von Wasser Diäten, sinnvolle Diäten machen. Zudem sollten Sie Reinigungstechniken durchführen - Darmreinigungstechniken, Blutreinigungstechniken - um ihren Körper von Schadstoffen zu befreien. Das ist eine sehr wichtige Sache, denn eine Unterbetonung von Wasser ist auch im allerweitesten Sinne eine Disposition zu Krebserkrankungen, die ursächlich dann zurückzuführen sind auf eine zu hohe Giftkonzentration im Körper. Also auf eine Unfähigkeit, schädigende Substanzen auf natürlichem Wege aus dem Körper ausscheiden zu können.