Jupiter-Neptun, als die letzte der zu besprechenden Neptun-Konstellationen, trägt inhaltlich ein Quadrat in sich. Und zwar dasjenige, was im Tierkreis zwischen dem Schützen und den Fischen
auftaucht. Insofern ist diese Konstellation, obwohl sie im Lebensverlauf relativ unauffällig ist, dennoch eine sehr schwierige, wie es bei allen Quadrat-Spannungskonstellationen, soweit es
inhaltlich auftaucht, der Fall ist. Und sie hat einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf des Lebens.
Es geht hier im inneren Bild um die Suche. Ich denke, dass das Bild des Suchenden der Konstellation, was den eigentlichen, nicht reduzierbaren Kern angeht, am nächsten kommt. Dieser Suchende ist
derjenige Mensch, der in einer ständigen geistigen Unzufriedenheit lebend nicht aufhören kann, sich im geistigen Raum zu bewegen und neue Landschaften zu erkunden, von denen er sich erhofft, dass
sie ihm Gewissheit bringen. Das Problem ist bei dieser Konstellation allerdings, dass der Mensch meistens nicht in der Lage ist, den vorgefundenen Phänomenen, nach denen er möglicherweise sogar
direkt gesucht hat, dann auch zu glauben, wenn er sie findet.
Das inhaltliche Bild, was sich hier ergibt, ist das von Zweifel und von einem ständigen Gezwungen-Sein zu hoffen, dass dieser Zweifel sich irgendwie verflüchtigen kann. Auf der anderen Seite wird
aber durch den neptunischen Einfluss, denn der hat nichts mit Zweifel zu tun, eine Gewissheit ins Spiel kommen, die sich immer wieder aufdrängt und versucht, den Zweifel zur Seite zu schieben. Es
ist allein an dieser Konstellation nicht auszumachen, welcher der beiden Planeten allgemein, beziehungsweise letzten Endes, die Oberhand gewinnen wird.
Das muss man in jedem Einzelfalle versuchen herauszufinden, wenn es denn überhaupt so notwendig ist. Ob Zweifel oder Gewissheit, die beiden Möglichkeiten des inhaltlichen Bildes, sich gegenseitig
aufheben und sich neutralisieren, oder ob das eine oder das andere im Vordergrund des Lebens stehenbleibt, kann man erst einmal so nicht sagen.
Fakt ist aber, dass dieser Inhalt des Zweifelns und der Gewissheit in der Form des Priesters und des Heiligen auftauchen. Diese beiden archetypischen Figuren kennzeichnen den Menschen im Sinne
des Priesters als denjenigen, der spricht und spricht, zu sich und zu anderen, um eine Überzeugungsarbeit in Bezug auf das, was in der eigenen geistigen Welt als richtig erkannt worden ist, zu
leisten. Und der Heilige, im Gegensatz zum Priester, spricht nicht mehr. Er spricht nur dann, wenn man ihn überhaupt noch fragen sollte, und dann in aus der Sicht des Fragenden sehr unklaren
Sätzen.
Er macht Andeutungen, er spricht in Metaphern, er sagt nichts Konkretes und Direktes, weil er die Gewissheit hat, dass letzten Endes jener Mensch selber die entsprechenden Weisheiten für sein
Leben herausfinden muss. Ein Heiliger wird sich sicherlich nur als ein Helfer, als ein Ratgeber mit beschränkten Möglichkeiten empfinden und nicht der Ansicht sein, andere Menschen aus ihrem
Unglück herausreißen zu können. Das allerdings kommt bei Menschen, die das Bild des Priesters vereinnahmen, allerdings sehr häufig vor.
Sicherlich ist es richtig, dass die allermeisten Menschen nicht erleuchtet geboren werden. Und insofern werden zunächst der Zweifel, das Suchen und das Priesterliche in den Menschen überwiegen.
Das heißt dann also auch, dass im Verhaltensbild eine latente Ungläubigkeit gegenüber den Antworten, die man auf die Fragen erhalten hat, zu bemerken ist.
Diese latente Ungläubigkeit führt auch dazu, dass man immer weiter fragen kann und nicht in der Situation sein muss, eine Antwort, die man nach einer Frage bekommen hat, als endgültig richtig zu
akzeptieren. Dadurch gibt man sich selbst die Möglichkeit, auch innerhalb dieser Konstellation, weitere Fragen zu stellen und sich weiter im geistigen Raum zu bewegen.
Irgendwann ist dann jedoch ein Punkt erreicht, an dem der Mensch einsehen sollte, dass er nicht weiter fragen braucht. Einfach deshalb, weil er die entsprechenden wichtigen Antworten sicherlich
im Laufe seines Lebens bereits bekommen hat, nur nicht eben als die richtigen erkannt hatte. Weil er zweifelte und weil er nicht an die Richtigkeit glauben konnte. Insofern ist es sicherlich sehr
wesentlich, einem Jupiter-Neptun-Menschen folgenden Spruch auf den Weg zu geben, egal wie lange dieser Weg noch sein mag: Die Wahrheit ist immer nur der im Moment unwiderlegbare Irrtum.
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