Wir kommen hier zu einer der schwierigsten Konstellationen, die die Astrologen kennen - zu Mond-Neptun. Einer Verbindung, die ausschließlich aus Wasser besteht, was ihren extremen Bezug in den
Seelenbereich des Menschen erzwingt. Wenn wir das Wesensbild von Mond-Neptun versuchen zu ergründen, dann stoßen wir immer wieder an die Grenzen dessen, was ein Mensch im seelischen Bereich
erfahren kann - im Positiven, wie auch im Negativen. Wobei diese Grenzen hier eindeutig weit über die des Persönlichen, Unbewussten hinausgehen. In dem Sinne hat diese Grenzüberschreitung der
Seele einen zutiefst spirituellen Inhalt, stellt einen zutiefst spirituellen Vorgang dar.
Deshalb halte ich es für angemessen, als Wesensbild den Buddha oder die Buddha-Natur des Menschen, die der Buddhist in jedem Menschen, beispielweise in seiner Begrüßung, sieht und ehrt, dass wir
den Buddha und die Buddha-Natur in Mond-Neptun als Wesensbild sehen. Wenn wir so wollen, der Erleuchtete. Ein Mensch, der von Geburt an in Frieden lebt, was allerdings in der Welt der Dualität
und der besonders ausgeprägten Subjektivität natürlich in dem eben gesagten Sinne und in der eben genannten Form nicht möglich sein wird.
Insofern geht, und das ist eine typische Schutzfunktion des Neptuns, vor allen Dingen, wenn er mit Mond in Verbindung kommt, insofern geht die Seele jetzt verloren. Sie ist wie ein Wassertropfen
im Meer und verteilt sich in die unendlichen Weiten des Ozeans. Sie bleibt und war unauffindbar. Die verlorene Seele. Das muss dazu führen, dass dieses inhaltliche Bild in einer Form zustande
kommt, die in der dualen und subjektiv geprägten Welt Probleme bringt. Diese Form ist die Identitätslosigkeit.
Der Mond als das Symbol der Identität, also des Versuchs, sich zu identifizieren, das heißt sich zu verbinden mit etwas, was man seelisch gleich erkannt hat - dieser Mond, der verlorengeht, muss
dazu führen, dass auch die Identität, die er verkörpert, verlorengegangen ist. Man mag sich mit Mond-Neptun auf die Suche machen nach dieser Identität, aber je mehr man sie sucht, umso weniger
wird man sie finden. Man könne sich vergleichen mit einem Wassertropfen im Meer. Der ist auch nicht zu finden. Aber wenn man so will, ist er als Wassertropfen überall im Meer. Er hat sich im
Meer, im ganzen Ozean des Lebens, wenn man so will, verteilt. Insofern ist man alles. Aber auch nichts.
Die Identitätslosigkeit kann, etwas eingeschränkter betrachtet, auch psychologisch erklärt werden. Das geschieht auf folgende Art und Weise. Es handelt sich hier - auch letzten Endes was das
Verhaltensbild von Mond-Neptun angeht - um ein Unterwerfungsritual, wobei man sich einem Konkurrenten unterwirft. Der Konkurrent ist eindeutig dadurch gekennzeichnet, dass er eine Identität
besitzt, die dem des Horoskop-Eigners mit Mond-Neptun gleicht. Und es kommt hinzu, dass diese Identität - weil das Identitätsprinzip sich immer auf das Identische, in dem Falle auf das gleiche
Geschlecht bezieht - dass diese Identität in der Regel bei Mädchen von der Mutter und bei Jungen vom Vater getragen wird.
Das heißt der Konkurrent, wenn Jungen Mond-Neptun haben, ist der Vater. Und die Konkurrentin, wenn Mädchen Mond-Neptun haben, ist die Mutter. Mond-Neptun ist die gleichgeschlechtliche Konkurrenz.
Wobei eindeutig klar sein muss, dass die Konkurrenz hier aufgrund von Gleichheit, aufgrund von identischen Seelen besteht. Denn nur zwei Menschen, die gleich sind, können als Konkurrenten
bezeichnet werden. Wenn zwei Menschen unterschiedlich schnell laufen in einem Wettkampf, dann sind sie eigentlich keine Konkurrenten.
Wenn sie ähnlich schnell, gleich schnell laufen, dann sind sie Konkurrenten. Insofern wird die Unterwerfung dazu führen, dass der Sohn vor dem Vater und die Tochter vor der Mutter auch letzten
Endes seelisch am Leben bleibt, das heißt geschützt wird. Allerdings zu dem Preis, dass die eigene Identität vor der des Vaters oder der Mutter nicht gezeigt wird. Man bleibt aus diesem Grund am
Leben. Das sowohl körperlich, als auch seelisch, als auch geistig.
Es kommt immer auf den Einzelfall an, aber das Überleben wird mit Mond-Neptun durch eine Verhinderung der Identität sichergestellt. Es ist das Bild des Königs Herodes aus der Bibel, der alle
männlichen Neugeborenen in seinem Land töten lässt, weil ihm zu Ohren gekommen ist, dass einer der Jungen ihn später vom Thron stürzen wird. Es ist also eine Art Königskonkurrenz, um die es bei
Mond-Neptun geht. Und wie immer bei neptunischen Konstellationen verkehrt sich der Schutz nach relativ kurzer Zeit bereits in eine Verhinderung. Und so lebt man zunächst zwar unter Schutz, aber
in der Folge dann, spätestens in dem Moment, wo die Pubertät anbricht, in einer mehr oder weniger, von Einzelfall zu Einzelfall unterschiedlichen, Verhinderung.
Diese Verhinderung hält in der Regel - weil es bei Neptun auch um Verdrängung geht, also insofern um nicht bewusste Vorgänge - bis mindestens zur Lebenshälfte hin an. Ich habe nie jemanden kennen
gelernt, der im Alter von 30 oder 35 Jahren bereits imstande gewesen wäre, genau zu erkennen, worum es bei Mond-Neptun in Bezug auf das gleichgeschlechtliche Elternteil bei ihm geht. Erst ab der
Lebensmitte beginnt man, das gesamte Ausmaß der Verhinderung zu erkennen.
Dann ist eigentlich erst der Anfang des Weges wirklich erreicht, denn es geht jetzt darum, die Konkurrenz zu erkennen, zurückzunehmen, das heißt in die Konkurrenz zu dem entsprechenden Elternteil
zu treten - unabhängig davon, ob es noch lebt oder nicht. Was in der Regel mit weiteren großen Konflikten und in der Regel auch mit einem vollkommenen Unverständnis des entsprechenden Elternteils
bekundet wird. Es führt allerdings in den meisten Fällen dann doch dazu, wenn es mit Eifer und Nachdruck betrieben wird, dass man sich befreien kann aus einer unsichtbaren, sanften Umklammerung,
in der man jahrzehntelang gelebt hat. Und man erkennt, dass diese sanfte Umklammerung das Leben, das man bisher geführt hat, in einem weitreichenden Maße und sehr tiefgehend beeinflusst
hat.
Je nach Entwicklungsniveau auch des entsprechenden Elternteils und natürlich abhängig von der Tatsache, ob dieses Elternteil noch lebt, ist es dann durchaus möglich, dass Mutter und Tochter,
beziehungsweise Sohn und Vater – das kann man hier durchaus sagen – sich aussöhnen. Leider ist es eher ein selten zu beobachtendes Schauspiel, dass das passiert. Denn das bedeutet sicherlich für
das entsprechende Elternteil, dass obwohl da keine – in der Regel jedenfalls – bewussten Handlungen, die zur Verhinderung des Kindes geführt haben, eine Rolle gespielt haben, dass aber trotzdem
das Elternteil sich einer gewissen Lebenslüge dem Kind und sich selber gegenüber auch bewusst werden müsste. Und das tut niemand gerne, beziehungsweise nur unter einem erheblichen Druck. Wobei
man dann möglicherweise auch eventuell das Gegenteil erreicht.
Mehr kann an dieser Stelle nicht gesagt werden, denn die Facetten von Mond-Neptun sind, weil die Konstellation so allumfassend ist, so umfangreich, dass man sich einfach in Ruhe eine
entsprechende Geschichte eines Menschen, der Mond-Neptun im Horoskop hat, anhören kann. Man braucht ihn gar nicht auffordern, etwas über Mond-Neptun zu erzählen - soweit er überhaupt weiß, was
das sein soll. Er wird es unbewusst und automatisch immer von alleine tun.
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