Stiervenus-Pluto ist in einem gewissen Sinne auch eine Besonderheit. Denn es gibt, meiner Erfahrung nach, keine Konstellation, die eine derartige Verfestigung und eine derartige innere oder
äußere Unbeweglichkeit oder einen Unwillen, sich überhaupt bewegen zu wollen, symbolisiert. Stiervenus-Pluto ist fest. Und dieses Feste, was sicherlich eine andere Struktur aufweist als die
Festigkeit des Saturns, diese Struktur hier ist erheblich kompakter. Diese Festigkeit wird im Wesensbild der Konstellation, die als Nehmen und Halten bezeichnet werden kann, ganz gut deutlich.
Das bedeutet Folgendes: Das Nehmen und Halten ist die gegenteilige Bewegung von Geben und Loslassen. Wobei wir eigentlich auch schon in dem Sinne bei der Beschreibung derjenigen Verhaltensformen
sind, die dann später bei unentwickelten Stiervenus-Pluto-Menschen sehr wichtig werden. Sie müssen lernen zu geben und sie müssen lernen loszulassen. Das wird ihnen sicherlich schwerfallen, denn
im inneren Wesen werden Nehmen und Halten immer vorhanden sein.
So kann man auch verstehen, dass das inhaltliche Bild, das sich bei Stiervenus-Pluto ergibt, gleichgesetzt werden kann mit einem Kampf gegen die Vergänglichkeit. Denn alles, was vergeht,
unterliegt Veränderungen. Das heißt nichts anderes, als dass sie nicht gehalten werden können, oder dass sie aus den Händen gleiten. Was man bekommt, oder was man sich nimmt, im Sinne der inneren
Wesenshaltung von Stiervenus-Pluto, kommt einem einfach aufgrund der Tatsache, dass Zeit vergeht und die Dinge der Vergänglichkeit unterliegen, dann sozusagen unter die Räder. Man kann letzten
Endes nichts im Leben endgültig nehmen und endgültig halten. So etwas gibt es nicht, obwohl diese Konstellation für die Hoffnung, ich nenne es mal so, des Menschen steht, dass es doch möglich
wäre. Wenn ein Mensch diese Konstellation hat, wird er einen Kampf - allerdings einen, den er verlieren muss - gegen die Vergänglichkeit kämpfen.
Er wird deshalb versuchen, an Dingen zu hängen, beziehungsweise psychologisch gesehen, er wird deshalb fixiert sein auf Dinge, die einen besonderen Wert haben. Und wir können hier aufgrund auch
der Stiervenus, die an der Konstellation beteiligt ist, von einer gewissen Lust auch im Sinne von körperlichen Vorgängen sprechen. Wobei die erste Lust, die ein Mensch im körperlichen Sinne sehr
wohl empfinden dürfte, wenn das jetzt nicht eben durch bestimmte Faktoren gestört ist, ist das an die Brust der Mutter gelegt werden. Das ist eine erste Lust-Fixierung, eine orale Lust, die man
hier erleben kann. Und auf derartige Formen der Lust, die tatsächlich häufig etwas Orales an sich haben, bleibt ein Mensch häufig Zeit seines Lebens bestimmt.
Das bedeutet auch, dass eine gewisse Suchtkomponente in dieser Konstellation enthalten ist. Wobei die Probleme, die in der Stillphase aufgetaucht sind, dazu führen, dass nicht unbedingt der
Stoff, nach dem man süchtig ist, im Vordergrund steht, sondern eher der orale Lustgewinn. Wenn jemand zum Beispiel im extremen Maße Zigarettenraucher ist, dann ist es oft bei ihm, wenn er die
Konstellation hat, nicht so, dass er vom Nikotin abhängig ist. Sondern er eher unbewusst abhängig ist von dem Gefühl, etwas an den Mund führen zu können - in dem Fall ist das die Zigarette - und
das wird dann unterschwellig vom Unbewussten gleichgesetzt mit der Mutterbrust. Nun, das sind sicherlich sehr klassische, auch psychoanalytische Deutungen, die aber normalerweise als durchaus
inhaltlich richtig - auch von Psychologen, die nicht unbedingt in diese Richtung arbeiten - zugestanden wird.
Eine Lust-Fixierung ist sicherlich ein passendes Wort für das Formbild, das sich bei Stiervenus-Pluto ergibt. Und das muss zwingend dazu führen, dass das Verhaltensbild von Stiervenus-Pluto im
Grunde genommen das der Triebhaftigkeit ist. Eine Lust-Fixierung im Sinne der Lebensform muss als Verhalten eine Triebhaftigkeit, eine körperliche oder auch geistige - es kommt drauf an, das ist
meistens ja auch in Kombination zu sehen - muss eine Triebhaftigkeit in dem Wesen dieses Menschen eingelagert haben. Dann taucht, spätestens bei Beratungssituationen, die Frage auf, wie wird
dieser Mensch dieser Triebhaftigkeit Herr? Wird er ihr Herr in dem Sinne, als er sie in einer kultivierten und zivilisierten Form ausleben kann, ohne anderen zu schaden – oder kann er es nicht?
Weil, dann wird er eben halt nicht Herr dieser triebhaften Anlage. Da kann er natürlich, das brauche ich nicht weiter auszuführen, dann erheblichsten Schaden an den entsprechenden Opfern seines
Triebes anrichten.
Da wir es hier mit einem extremen an-sich-Halten und nicht-geben-Wollen zu tun haben, kommt es auch im Sinne des Stiers zu einer starken Ansammlung von Energie. Und die führt häufig dazu, dass
diese Konstellation dem Horoskop-Eigner eine ungeheure Kraftreserve zur Verfügung stellt, die in schwierigen Situationen eventuell angezapft werden kann. Zum Beispiel, wenn man sehr, sehr schwer
krank wird, dann kann einem diese Konstellation bei der Regeneration, in der Rekonvaleszenz, sehr wohl helfen. Weil man auf Reserven zurückgreifen kann, die andere vergleichbar nicht haben.
Ein letztes Wort noch zum finanziellen Aspekt dieser Konstellation. Auch hier möchte ich es darauf bewenden lassen, weil die Realität des Lebens auch nicht anderes lehrt, dass weder ein
übermäßiges Schwimmen in Geld, noch ein ständiges Knausern an Geld die Regel ist. Sondern es ist beides möglich und es ist auch beides im Wechsel möglich. Ob man sich dann im Laufe des Lebens
sozusagen freiwillig oder unfreiwillig für eine der beiden Seiten entscheiden kann, das bleibt offen. Das sind alles Fragen, die haben mit der Konstellation hingegen traditioneller astrologischer
Auffassung meiner Erfahrung nach nichts zu tun. Und insofern macht es auch nicht viel Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, ob Stiervenus-Pluto eine Konstellation ist, wo man viel Geld hat oder
wo man wenig Geld hat.
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