Konstellation Saturn-Sonne

 

Mit der Konstellation Sonne-Saturn kommen wir zu einer relativ bedeutsamen Konstellation, die auch durchaus zu den etwas schwierigeren zu zählen scheint. Obgleich es sehr wesentlich ist, wenn jemand die Konstellation selber besitzt, er zumindest am Anfang seines Lebens, oder wir könnten vielleicht sogar sagen, in der ersten Hälfte seines Lebens, nicht unbedingt das Gefühl haben muss, dass er mit einer schwierigeren Konstellation ausgestattet ist. Denn wir werden später sehen, dass eine Eigenart der Konstellation darin besteht, Leistung zu erbringen. Das heißt in der Lage zu sein, einem gewissen Druck, auch einem Anlagedruck, wenn man so will, standzuhalten. Und dieses Standhalten-Können ist meistens - zumindest am Anfang des Lebens und wenn nicht andere Faktoren im Horoskop dagegensprechen - mit einem guten Gefühl verbunden, etwas auf den Weg gebracht zu haben.
 
Insofern wird das Erbringen von Leistung, beziehungsweise das Meistern von Schwierigkeiten, nicht als Problem angesehen, sondern im Gegenteil. Man könnte fast übertrieben sagen: je schwieriger das Leben ist, umso schöner findet es ein Sonne-Saturn-Mensch. Weil er dadurch die Möglichkeit hat, zu beweisen, welche bedeutsamen Fähigkeiten er im Leben hat. Und wenn es dann darum geht, den Beweis anzutreten und er bleibt den Beweis nicht schuldig, dann geht es ihm gut. Aber das hat natürlich, wie wir dann sehen werden, auch seinen Preis.

Sonne-Saturn ergibt sich in verschiedenen Möglichkeiten. Einmal über den Saturn in Feld 5, zweitens über die Sonne im Zeichen Steinbock, drittens über die Sonne in Feld Nummer 10, und viertens über die entsprechenden Spannungsaspekte zwischen den beiden Planeten Sonne und Saturn, nämlich das Quadrat, die Konjunktion und die Opposition.
 
Wir haben es, wenn man sich das eigentliche Wesensbild von Sonne-Saturn versucht zu veranschaulichen, hier zu tun mit dem Phänomen der Zeit. Und zwar in einer bestimmten Art und Weise, natürlich aufgrund der Tatsache, dass man das Phänomen der Zeit auf sehr unterschiedliche Weise betrachten kann. Hier bei Sonne-Saturn geht es um die Endlichkeit der Zeit. Wenn man so will, um die Begrenztheit der Zeit, die aus menschlicher Sicht allem Leben zur Verfügung steht. Dass die Zeit möglicherweise auch eine Unbegrenztheit oder Endlosigkeit besitzt, das können wir als Menschen uns denken, wir können es möglicherweise auch empfinden, aber in jedem Falle unterliegen wir vor allen Dingen auf der körperlichen Ebene der Endlichkeit der Zeit und damit eben auch, wie jeder weiß, der Vergänglichkeit. Die Endlichkeit der Zeit, die als innerstes Wesen in Sonne-Saturn als für den Menschen machbare Erfahrung angelegt ist, diese Endlichkeit der Zeit wird eine bestimmte inhaltliche Gestalt oder ein Inhaltsbild abgeben, das wir als die Alterung bezeichnen können. Sonne-Saturn ist die Alterung oder das Alter an sich.
 
So wird dieser Inhalt, der die Alterung, die Vergänglichkeit aller lebendigen Prozesse symbolisiert, dazu führen müssen, dass ein Sonne-Saturn-Mensch die Wichtigkeit, die Bedeutsamkeit des Lebens - und das ist eigentlich eine wortwörtliche Übersetzung von Saturn-Sonne: Wichtigkeit, Bedeutsamkeit = Saturn, des Lebens selbst = Sonne - dass er diese Wichtigkeit und Bedeutsamkeit des Lebens selbst im Leben schätzen lernen muss. Wenn es nicht sogar bereits so stark in ihm angelegt ist, dass er diesen Lernprozess nicht zu durchlaufen braucht. Aber in der Regel ist es notwendig, sich über die Bedeutsamkeit und die Erhabenheit und über den Schutz, den das Leben deshalb an sich genießen muss, mit dieser Konstellation im Klaren zu werden. Denn das Leben ist vergänglich, aus der diesseitigen Sicht hat man nur ein Leben - zumindest in diesem entsprechenden Körper mit dieser entsprechenden seelischen und geistigen Form ausgestattet. Im karmischen Sinne kann man das natürlich sehr ausweiten, aber das würde zu weit in Spekulationen führen und hätte auch mit der Erkenntnis der Sonne-Saturn-Konstellation, mit dem Begreifen dieser Anlage, im diesseitigen Leben relativ wenig zu tun.
 
Die Tatsache, dass sich Sonne-Saturn inhaltlich als das Prinzip der Alterung zeigt, führt nun dazu, dass aus dem Inhalt eine bestimmte Form, nämlich die Form des Leistungsbewusstseins entsteht. Wenn man weiß, dass die Dinge vergänglich sind, dann wird einem automatisch klar, dass es Dinge zu tun gibt. Das heißt, man muss in Tätigkeit kommen, man muss Dinge tun, um das Leben zu gestalten, um es in eine angemessene Form zu bringen. Und während man dies tut, kann man im Sinne von Sonne-Saturn davon ausgehen, dass dieses Tun eine sehr ausgeprägte Intensität hat und dass in dem Sinne also ein Leistungsbewusstsein, das ist jetzt eher psychologisch ausgedrückt, vorhanden ist.
 
Das Leistungsbewusstsein ist die Form, in der der Inhalt Sonne-Saturn, der Inhalt, der als Alterung zu beschreiben gewesen ist, auftaucht. Das Leistungsbewusstsein ist ein ganz herausragendes Formmerkmal der Sonne-Saturn-Konstellation, und zwar deshalb auch, weil Menschen, die diese Konstellation besitzen, häufig ihr ganzes Selbstbewusstsein, was ja der Sonne entspricht, über die erbrachten Leistungen definieren. Und wenn beispielsweise keine Möglichkeit im Leben besteht oder die Möglichkeiten im Leben nachlassen, Leistungen zu erbringen oder unter Beweis zu stellen, wie leistungsfähig man wäre, dann gibt es einen enormen Knick im Selbstbewusstsein dieser Menschen.
 
Man kann das dann sehr leicht dadurch feststellen, dass sie, was sie normalerweise eigentlich gar nicht draufhaben, über kleinste Anlässe stolpern und möglicherweise ganz, ganz massive Empfindungen zum Ausdruck bringen, also eine sehr stark emotionale Seite entwickeln, was an sich weder gut noch schlecht ist. Was aber im Sinne von Sonne-Saturn schon auffällig wäre, denn ein Sonne-Saturn-Mensch ist in dem Sinne, dass er mit dem Erbringen von Leistungen in der äußeren Welt beschäftigt ist, in der Regel nicht so angelegt, dass er sich sehr auf der emotionalen, das heißt auf der inneren subjektiven Ebene, zuhause fühlt. Im Gegenteil, Sonne-Saturn versucht in der Regel, in Form einer sogenannten Habacht-Stellung, einer ständigen ungeheuren Aufmerksamkeit, möglichst all die Dinge, die dann meistens emotionaler, gefühlsmäßiger Natur sind, aus seinem Leben fernzuhalten, die ihn am Erbringen der Leistung hindern können. Insofern ist Sonne-Saturn schon eine Konstellation, die auch eine gewisse emotionale Blockiertheit und eine emotionale Dürrheit möglicherweise darstellt - zumindest was das Verhalten angeht.
 
Um da auch gleich an der Stelle anzuknüpfen, die Form von Sonne-Saturn, die wir als Leistungsbewusstsein bezeichnen, führt dazu, dass es ein ganz bestimmtes Verhaltensbild, eine Verhaltensform von Sonne-Saturn gibt. Diese kann man sehr gut in dem Stichwort des sogenannten „kleinen Erwachsenen“ zusammenfassen. Ein Mensch, vor allen Dingen auf das Kindesalter bezogen, wird zu einem sogenannten kleinen Erwachsenen, weil er im Sinne von Entwicklungsstörungen, die hier in der Lebenssituation auftauchen, feststellen muss, dass er sich auf seine Eltern in einem gewissen Sinne nicht recht verlassen kann - wenn es auch um Erziehung im weitesten Sinne geht, Sonne-Saturn ist eigentlich eine Erzieher-Konstellation. Das heißt die Eltern werden aus der subjektiven Sicht des Kindes nicht immer das Notwendige für das Kind tun oder tun können. Und deshalb ist das Kind sehr früh gezwungen, sich auf sich selbst zu besinnen und möglichst rasch selbstständig zu werden. Insofern – ein kleiner Erwachsener, ein Mensch also, der sich ungeheuer früh bemühen muss, die Verantwortung für sein Leben selber in die Hand zu nehmen. Der aber, wenn er das dann auch in der Regel bereitwillig tut - ich erinnere an den Beginn der Lektion - dennoch bezahlen muss mit im Grunde genommen dem Kindlich-Sein an sich.
 
Sonne-Saturn ist eigentlich eine Konstellation, die den Menschen seiner Kindheit beraubt. Das Kind an sich, das hauptsächlich durch das Sonnenhafte symbolisiert wird, wird hier durch den saturnischen Einfluss sehr schnell dem Alterungsprozess und dem Prozess des Leistung-erbringen-Müssens unterworfen. Insofern gibt es viele Sonne-Saturn-Menschen, die sagen müssten: also wenn ich überhaupt eine Kindheit hatte, dann war sie durch relativ schwere Mühsal geprägt, weil ich sehr viel alleine tun musste, da meine Eltern das Notwendige nicht tun konnten. Da gibt es natürlich unendlich viele Abwandlungen dieser entsprechenden, eben gemachten Aussage. Aber die können wir aus Platzgründen und auch aus inhaltlichen Gründen, weil das überhaupt keinen Sinn machen würde, in diesen Lektionen nicht weiter besprechen. Ist auch gar nicht notwendig, denn was man wissen muss, steht in den Lektionen und im Anhang bei den zusammenfassenden Stichworten - man betrachte die Wesensform, man betrachte die Inhaltsform, man betrachte die Form an sich und man betrachte das Verhalten - das ist alles, was man dazu wissen muss.
 
Es kommt hinzu, dass bei dem kleinen Erwachsenen eine in der Regel große körperliche oder zum Teil auch sogar zunächst psychische Belastbarkeit festzustellen ist. Die muss auch da sein, denn sonst hätte man gar keine Grundlage, um eine enorme Leistung, die in der Regel ja nicht kind- beziehungsweise altersgerecht ist, zu erbringen. Wenn dies aber geschieht, wenn also das entsprechende Kind eine normalerweise überfordernde Leistung erbringen kann, dann wird das Kind natürlich gelobt. Und dieses Lob wird bei Sonne-Saturn häufig verwechselt, und die Verwechslung geschieht wirklich zu Recht, mit Liebe.
 
Insofern wird das Erbringen von Leistung  und die Belobigung zu einem Mechanismus, der sich einschleift, denn man weiß, dass ein Mensch eher gelobt werden möchte, als dass er getadelt werden will. Und wenn Lob gleichzeitig verwechselt wird mit Liebe, dann gibt es keinen Grund, eine Leistung nicht zu erbringen. Vor allen Dingen auch schon deshalb nicht, weil man keine großen Schwierigkeiten hat, diese Leistung zu erbringen. Also ist es ein Leichtes, gelobt zu werden. Und insofern wird man auch sagen können, es ist ein Leichtes für einen Sonne-Saturn-Menschen, das Gefühl entstehen zu lassen, geliebt zu werden.
 
Nur das Problem ist hier, dass das keine wirkliche Liebe ist, sondern dass es nur eine Anerkennung für die Leistungsbereitschaft und den Leistungswillen ist. Das sind zwei vollkommen verschiedene Dinge. Und genau diese Einsicht wird einen Sonne-Saturn-Menschen im Laufe seines Lebens ereilen - früher oder später, das kann man so allgemein nicht sagen. Dann gibt es eine entsprechende Lebenskrise, aus der man möglicherweise geläutert, gereinigt und im Sinne von Sonne-Saturn gestärkt herausgeht. Wobei allerdings das nur dann so gesagt werden kann, wenn der Sonne-Saturn-Mensch in der Lage gewesen ist, innerhalb dieser Krise seine inneren subjektiven emotionalen Seiten zu entdecken und auch mit in sein Leben zukünftig zu integrieren. Denn wenn er das nicht tut, dann wird er in seiner ständigen inneren Willenshaltung, in der vorhin erwähnten Habacht-Stellung, hängenbleiben.
 
Letzten Endes, spätestens wenn er bestimmten Herausforderungen nicht mehr oder nur noch teilweise gewachsen ist, wird er in zum Teil sehr tiefe Depressionen verfallen. Weil er sich als unbrauchbar empfindet, als unbedeutend, und wie am Anfang seines Lebens, auch nicht mehr liebenswert. Das ist dann eine Situation, in der Tür und Tor geöffnet sind für alle möglichen weitergehenden psychischen und körperlichen Krisen. Wobei auf der körperlichen Ebene sicherlich gesagt werden kann, dass die klassischen Organ- und Körperbereiche des Sonne-Saturn-Menschen einerseits am Ohr, zweitens an den Knochen, speziell der Wirbelsäule, und drittens am Knie liegen. Diese drei Bereiche sind die Standardbereiche, in denen Menschen, wenn sie Sonne-Saturn haben, körperlich reagieren, also Symptome entwickeln. Und dann muss man hoffen, wie immer in diesen Fällen, dass die Symptome richtig erkannt werden – wobei diese Leistung von der Schulmedizin in der Regel nicht erbracht werden kann. Aber vielleicht über eine alternative Form der Medizin oder natürlich auch selbstverständlich auf schnellstem und sehr tiefgehendem Wege der astrologischen Medizin.
 
Noch ein relativ kurzer Hinweis auf eine gewisse Vaterproblematik, die sich in der Sonne-Saturn-Konstellation widerspiegelt. Die hat häufig nicht sehr viel mit dem leiblichen Vater zu tun - das ist auch möglich, aber nach meiner bisherigen Erfahrung ist das eher seltener der Fall, dass der leibliche Vater tatsächlich aufgrund seiner Verhaltensweisen für den Sonne-Saturn-Menschen ein Problem war. Es geht hier mehr um das väterliche Prinzip, dass Sonne-Saturn-Menschen gerne auf entsprechende Träger projizieren. Zum Beispiel, was man in dem Sinne so nennen kann, den Vater Staat. Insofern sind es Menschen, die im Staat selber das väterliche Prinzip unbewusst meinen, entdecken zu können, und sich deshalb zum Beispiel in die Dienste des Staates stellen. Das ist dann im Grunde genommen nichts weiter als das Bild des Beamten, der sich aus kompensatorischen Gründen, um eine gewisse innere Stabilität und eine gewisse Möglichkeit des autoritären Auftretens anderen gegenüber zu erlangen, dann in die Dienste des Staates begibt und dort Beamter wird. Und dann hofft, die entsprechende saturnische Sicherheit genießen zu können. Wenn das aber aus kompensatorischen Gründen geschieht, das heißt auch aus Gründen, die man hier bewusst gar nicht kennt, dann kann es äußerst problematisch werden. Solchen Beamten möchte man dann eher nicht in die Hände fallen.
 
Bei Frauen wäre noch sehr wesentlich zu sagen, dass sie eine Neigung haben, diese Sonne-Saturn-Konstellation auf Männer zu projizieren. Und das ist unabhängig von der Zeit, in der die Frau lebt, und auch vom Entwicklungsstand der Frau, das ist ein ganz natürlicher und normaler Vorgang. Der allerdings, wenn er sehr unbewusst abläuft, dazu führt, dass die Frau die Verantwortung für ihr Leben mehr oder weniger stark abgibt und in eine Situation gerät, in der sie mehr oder weniger unmündig wird und vom Mann bestimmt werden kann. Das ist ihr in der Regel dann aber gar nicht unangenehm, das sind dann Beziehungen zwischen Männern und Frauen, die wir als Eltern-Kind-Beziehungen bezeichnen können, wobei die Elternrolle vom Mann und die Kind-Rolle von der Frau gespielt wird. Ich habe feststellen können, dass das auch unabhängig vom Intelligenzgrad der Frau oder vom Entwicklungsstand der Frau durchaus auch heutzutage geschieht, wo sehr viel von Emanzipation die Rede ist. Es kommt auf das Ausmaß an, es kommt auf die Dosierung an. Man kann es nicht von vornherein begrüßen und man kann es auch nicht von vornherein vollständig verurteilen.
 
Generell ist Sonne-Saturn eine Konstellation, die den Menschen zwingt, sich über die wesentlichen Dinge des Lebens Gedanken zu machen, in möglichst klarer Form zu sehen, worum es in seinem Leben geht und den Lebensweg in diese Richtung auch konsequent auszurichten.