12. Lebensprinzip / FISCHE / NEPTUN / FELD 12

 

Wir werden uns jetzt mit dem Tierkreisprinzip Fische beschäftigen, dem letzten der zwölf Lebensprinzipien. Das bedeutet, dass wir an dieser Stelle dann alle zwölf Lebensbausteine, aus denen sich alles letzten Endes in unterschiedlichster Mischung zusammensetzt, kennen gelernt haben. Ich möchte deshalb allen Kursteilnehmern empfehlen, sich diese ersten Lektionen in einer besonderen Art und Weise immer wieder in den nächsten Monaten oder möglicherweise nächsten Jahren immer wieder einmal durchzulesen. Denn es ist sehr wichtig, dass man gerade diese zwölf Lebensprinzipien von Zeit zu Zeit überdenkt, um letzten Endes tiefer in sie einzudringen.

 

Es ist selbstverständlich weder in einem Astrologie-Kurs, noch in einem kompletten Fernstudium möglich, alles das zu vermitteln, was in einem Lebensprinzip, einem Tierkreiszeichen, einem Planeten oder einem Feld dort enthalten ist. Wenn Sie den eigentlichen Kern eines Lebensprinzips im Laufe der Jahre immer tiefer gehend verstehen, dann erschließen sich auch alle Details, die Sie im Laufe des Lebens oder besser gesagt Ihrer zukünftigen astrologischen Arbeit in Bezug auf so einen Tierkreis oder Lebensprinzip kennen lernen werden. Diese Details sind im Grunde genommen nichts, was man ständig parat haben muss. Wesentlich ist, dass Sie auf den Grund eines Prinzips verstoßen können. Aber das, wie gesagt, geht nur, wenn Sie sich von Zeit zu Zeit immer wieder an diese Anfänge Ihres astrologischen Lernens erinnern. Es gibt dieses schöne Sprichwort der Japaner: Man darf den Anfängergeist nicht vergessen. Und in diesem Sinne ist das eben Gesagte auch zu verstehen.

 

Nun also wollen wir uns mit dem letzten Lebensprinzip beschäftigen, astrologisch im Sinne des Zeichens genannt die Fische. Wichtig ist, dass man wirklich auch in der Mehrzahl redet. Es gibt manche Astrologen oder Astrologietreibende, die sagen „ich bin Fisch“. Oder: „Dein Mond steht im Fisch“. Das ist nicht richtig. Das sind „Fische“, es sind zwei. Denn auch das Symbol in der alten Form zeigt zwei Fische, die aus ihren Mäulern heraus durch ein Band verbunden sind. Möglicherweise auch bereits ein Hinweis darauf, dass es hier um Dualität  und das Entstehen der Einheit geht, also des Eins-Seins. Das Entstehen von dem Bereich, der jenseits der Dualität oder der Polaritäten liegt.

 

Nur das Fische-Zeichen steht für Einheit. Alles andere, selbst der Wassermann noch, repräsentiert nicht das Prinzip der Einheit oder des Eins-Seins. Sondern der Wassermann stellt nur den Weg in Richtung Einheit dar. Indem er die Gegensätze, die in der Einheit nicht mehr existieren, aufhebt. Und wenn der Wassermann sein Werk vollbracht hat, in dem Moment ist automatisch ohne eigenes Dazutun, wenn man so will, das Fische-Prinzip, das 12. Lebensprinzip, entstanden. Es gibt keine Gegensätze mehr, der Wassermann hat sie aufgehoben, der Wassermann hat entpolarisiert. Und wenn es keine Gegensätze mehr gibt, dann kann es nur noch das eine geben, beziehungsweise das, was wir Einheit nennen. Und das bedeutet, dass in dem Moment das Fische-Prinzip entstanden ist.

 

Um es etwas salopp auszudrücken: ein Fische-betonter Mensch ist jenseits von Gut und Böse. Das ist jetzt allerdings nicht wörtlich zu verstehen, denn Sie wissen ja, dass ein Horoskop, sprich also ein Mensch, beileibe nicht nur durch das Fische-Zeichen oder den dazugehörigen Planeten Neptun oder durchs 12. Feld gekennzeichnet ist, sondern durch viele andere Faktoren, er also mit Sicherheit in der Dualität existiert. Denn das Leben selber, das wir führen, ist ein dualer oder polar angelegter Vorgang, das ist klar. Dennoch gibt es eine Größe in uns, in jedem Menschen, durch Fische und Neptun repräsentiert, dass hinter die Region, hinter das Land weist, was hinter der Dualität liegt.

 

Damit komme ich zu dem eigentlichen Kernbegriff des Fische-Prinzips oder des 12. Lebensprinzips: „Auflösung“. Hier im Fische-Prinzip sind die Gegensätze aufgelöst. Das heißt es handelt sich hier nicht mehr um einen Vorgang, der sich vollzieht, sondern es handelt sich um einen Zustand, der eine Situation markiert, die vollzogen worden ist. Der Wassermann ist der Vorgang und die Fische sind der Zustand, der sich ergibt, wenn der Vorgang abgeschlossen ist. Und in dem Sinne ist Auflösung der Zustand, der sich ergibt, wenn die Gegensätze aufgehoben worden sind, sprich Wassermann.

 

 

Auflösung heißt also hier, dass Energie, so wie sie am Anfang des Tierkreises im Sinn des Widders oder Mars zur Verfügung gestanden hat, dass diese Energie hier auch aufgelöst ist. Sie existiert nicht mehr. Es gibt, wenn man so will, keine Gestalt, es gibt keine Stofflichkeit mehr - was im Grunde genommen dasselbe wäre, da alle Stoffe beziehungsweise jede Substanz auch Gestalt besitzt, erinnern Sie sich an das Stier-Prinzip. Und wenn es keine Energie mehr gibt, also alles aufgelöst ist, dann kommt nun eine – im Grunde genommen – philosophische Frage auf uns zu: Ist das, was jetzt noch „existiert“, wirklich etwas, was als Existenz bezeichnet werden kann? Oder ist es nichts? Oder anders gesagt: Ist das Nichts, wovon wir jetzt ausgehen, ist das etwas? Oder ist das nichts?

 

Ich will es nicht auf die Spitze treiben. Sicherlich sind Sie mit mir einer Meinung, dass das als philosophischer Diskurs bis ans Lebensende oder vielleicht sogar auch ans Ende der Menschheit diskutiert werden kann. Aber Sie müssten sich darüber im Klaren werden, dass dieses Nichts, was nichts weiter als den Zustand des Aufgelöst-seins aller Dinge symbolisiert… dass wir hier nicht davon ausgehen können, dass im Fische-Prinzip etwas nicht mehr existiert. Wenn das so wäre, dann müsste im Grunde genommen diese Lektion vollkommen leer sein. Das bedeutet, dass es nichts zu sagen gäbe.

 

Im Zen-Buddhismus gibt es eine schöne Geschichte von einem uralten Zen-Mönch, der sein Leben lang in Japan in einem Zen-Kloster gelebt hat. Der ist von seinen Eltern mit vier oder fünf Jahren in dieses Kloster geschickt worden und dann bis zu seinem 85. oder 86. Lebensjahr in diesem Kloster geblieben. Er hat sein ganzes Leben lang nur in diesem Kloster gelebt, ist niemals aus dem Kloster herausgekommen und war dann auch der Abt dieses Klosters für viele Jahrzehnte. Er ist ein ganz berühmter Mann gewesen, der hieß Taisen Deshimaru-Roshi. Dieser Taisen Deshimaru-Roshi ist in den Achtzigerjahren nach Amerika an eine Universität eingeladen worden, mit der Bitte, dort einen Vortrag über Zen-Buddhismus zu halten. Und man mag es gar nicht glauben, aber er hat tatsächlich eingewilligt. Das ist für diesen Mann ein sicherlich auch deshalb enormer Vorgang gewesen, weil er nie in seinem Leben das Kloster verlassen hatte. Das heißt er hat sich tatsächlich erstmalig in ein Flugzeug gesetzt und ist erstmalig außer Landes gekommen.

 

Ich will es etwas verkürzen – er kam dann dort an, und da war eine riesige geschmückte Festhalle mit ca. 3.000 Studenten. In der Mitte dieser Festhalle war ein kleines Podest mit einem weißen Laken errichtet. Da stand nur ein kleines Mikrofon, sehr dezent.  Dieser große Mann sollte sich auf das Podest setzen und dort seinen Vortrag über Zen-Buddhismus halten. Die Halle war also proppenvoll mit Studenten aus ganz Amerika. Und Deshimaru-Roshi kam in den Raum hinein, es war mucksmäuschenstill, man konnte sozusagen eine Stecknadel fallen hören, und dann setzte er sich auf dieses weiße Podest im typischen Zen-Meditationssitz – und schwieg zwei Stunden lang. Stand dann wieder auf und flog zurück in sein Kloster nach Tokio.

 

 

Das ist eine wahre Geschichte. Und die Botschaft lautet: Es gibt nichts zu sagen. Eine wahre Fische- oder Neptun-Botschaft. Nun brauchen Sie keine Angst zu haben, dass ich es diesem großen Mann nachmache, obwohl es mich sehr wohl reizen würde, eine solche Lektion als Lehrmaterial zu erstellen. Denn, um ehrlich zu sein, die Lektion soll ja sitzen. Und das würde sie möglicherweise durchaus tun. Aber aufgrund langer Überlegung bin ich doch zu dem Entschluss gekommen, das so nicht zu tun, sondern stellvertretend diese wunderbare Geschichte zu erzählen (smile).

 

Sie soll jedenfalls darauf hinweisen, dass es nun de facto, was das Fische-Prinzip angeht, wirklich nichts mehr zu sagen gibt. Im Sinne von allen möglichen Fakten, die in der Lage sind, das Leben zu differenzieren oder Details des Lebens zu beschreiben. Es gibt hier im Fische-Prinzip, was sozusagen die Auflösung markiert, nichts mehr, was an Details oder an Beschreibungen abzugeben ist. Jedenfalls, wenn man sich den Kern theoretisch betrachtet.

 

Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass im Zusammenhang mit anderen Faktoren des Horoskops, die dann also wieder Dualität ins Spiel bringen, das Prinzip der Auflösung oder der Einheit - für das Fische- oder Neptun-Prinzip stehend - in einer anderen Schattierung zu sehen ist. Und in diesem Sinne möchte ich die wesentlichen, jedenfalls an dieser Stelle des Kurses wesentlichen, Punkte, die für Fische und Neptun, beziehungsweise das 12. Feld stehen, kurz schildern. Es handelt sich um eine Schilderung von entsprechenden Verhaltensformen vor allen Dingen erwachsener Menschen, die zu beobachten sind, wenn eine Fische- oder Neptun-Betonung vorhanden ist.

 

Das Erste, wovon Sie ausgehen sollten, ist, dass dieser Mensch eine gewisse verzögerte Entwicklung nimmt - jetzt auch psychologisch gesehen, möglicherweise auch geistig gesehen, möglicherweise auch seelisch gesehen. Das heißt nicht, um gleich einem Missverständnis vorzubeugen, dass dieser Mensch in irgendeiner Form eine Behinderung hat, wie man das neudeutsch sagt. Das ist natürlich auch möglich. Aber das muss es selbstverständlich nicht bedeuten. Es gibt keine Konstellation für Behinderte, falls man das meint, daraus ableiten zu wollen. Diese Verzögerung, diese Verlangsamung, also im Sinne des Stichwortes „Spätentwickler“, das ist etwas, was man bei Fische-betonten Menschen, vor allen Dingen auf diejenigen Lebensbereiche bezogen sagen kann, wo der Neptun einen Einfluss hat. Also beispielsweise das Feld, in dem der Neptun steht, oder die Planeten, die im Zeichen Fische stehen.

 

 

Das sind dann alles Lebensbereiche oder Inhalte des Lebens, die einer verzögerten Entwicklung unterliegen. Also wo man sagen kann, dass das, was den Menschen eigentlich ausmacht, relativ spät im Leben, wenn überhaupt – in schweren Fällen passiert das nämlich gar nicht – zum Tragen kommt. Der psychologische Begriff, der für das eben beschriebene steht, ist der der Verdrängung. Denn Neptun oder das Fische-Zeichen steht für die Verdrängung, für den Verdrängungsmechanismus. Das sollten Sie auf keinen Fall in Ihrer astrologischen Arbeit vergessen. Aus diesem Grund, weil der Verdrängungsmechanismus etwas sehr Wichtiges ist, auch im psychologischen Sinne, muss ich den kurz mit hoffentlich eindeutigen Worten erklären.

 

Die Verdrängung ist ein psychologischer Mechanismus, der weder gut noch schlecht ist, obwohl Sie möglicherweise den Eindruck haben könnten, dass es sich hier um einen negativen Vorgang handelt. Verdrängung ist im Grunde genommen so etwas wie Psychohygiene. Es handelt sich um einen unbewusst ablaufenden Vorgang, das heißt man kann den auch nicht mit dem Willen oder der Absicht steuern. Nach dem Motto, heute möchte ich mal das und das verdrängen oder morgen möchte ich mal überhaupt nichts verdrängen und übermorgen wieder dieses und jenes. Es ist ein unbewusst ablaufender Vorgang, der der Entlastung der Psyche dient. Und zwar in dem Sinne, dass all die Dinge verdrängt, also ins Unbewusste abgedrängt werden, die in der Psyche Probleme bereiten. Und in der Folge aufgrund dieser Probleme, die entstanden sind, dazu führen, dass der Mensch lebensuntauglich wird.

 

Das ist die eine Seite, die eine Betrachtungsmöglichkeit, wenn man sich über den Sinn versucht klarzuwerden, den Verdrängung im akuten Fall hat. Verdrängung ist also Psychohygiene und schafft dem Menschen die Möglichkeit, seinen Alltag zu meistern. Nun ist es aber so, wenn der Verdrängungsmechanismus zu lange, zu heftig und ständig unkontrolliert abläuft, dann sind eine ganze Reihe von Anlagen, also Potenziale des Menschen, im Laufe der ersten Lebensjahre oder Jahrzehnte verdrängt.

 

 

Das heißt er lebt überhaupt nicht nach seinen Möglichkeiten, die er eigentlich hat. Und damit kann man sagen, wird die Verdrängung, die zunächst mal einen Schutz darstellt, nach und nach aber auch zu einer Verhinderung. Denn man hat eine ganze Reihe von Anlagen, die man eigentlich - auch astrologisch im Horoskop zur Verfügung hat - eben nicht zur Verfügung. Und damit ist also Verdrängung ein Vorgang der im Prinzip - vor allen Dingen, wenn er ständig in einem extremen Ausmaß abläuft - problematische Züge hat. Denn das, was man verdrängt, kommt einem irgendwann - das ist auch ein psychologisches Gesetz, erinnern Sie sich an das 7. Lebensprinzip, die Waage - es kommt einem in der Projektion von außen entgegen. Und wie man im Psychologischen sagt: in pervertierter Form.

 

Die Inhalte, die einem in pervertierter Form von außen in der Projektion entgegen kommen, die wird man meistens als äußerst unangenehm wegen der Pervertiertheit ansehen. Und man hat auch deshalb in keinem Fall das Bedürfnis zu sagen: ja, das gehört zu mir. Gerade deshalb, weil es ja etwas Unangenehmes ist. Oder: ja, ich habe etwas damit zu tun oder gar ich bin schuld an diesem Vorgang. Das wird man nicht tun.

 

Insofern ist die Verdrängung auch ein Vorgang, der dazu in der Lage ist, einen Menschen ständig immer weiter von sich selber zu entfernen. Man lebt sich nicht. Und die Gefahr, dass man in einem starken Verdrängungsprozess eingegliedert ist, und den, weil er unbewusst abläuft, nicht erkennt, die ist bei Neptun- oder Fische-betonten Menschen wirklich immer extrem groß. Sie müssen davon ausgehen, dass wesentliche Teile der Persönlichkeit, vielleicht sogar die wesentlichsten, bei einer Fische- oder Neptun-Betonung verdrängt sind. Es gibt keinen Menschen – es sei denn, er wird erleuchtet geboren, aber wem passiert das schon – der in der Lage ist, sich alle besonders in jüngeren Jahren verdrängten Inhalte bewusst zu machen. Das würde sowieso auch nur über den Außenvorgang der Projektion gehen, dass man von außen aufmerksam gemacht wird.

 

Insofern hat man es hier mit einem Problem im Sinne des Stichworts „Spätentwicklung“ zu tun, was auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Und es gibt, wie wir später noch im Kurs sehen werden, bestimmte typische Neptun-Konstellationen, - Sonne-Neptun, Mond-Neptun, Saturn-Neptun - die ein ungeheures problematisches Potenzial in sich tragen und zu den schwersten Konstellationen überhaupt gehören. Die Erklärung dafür kann auf der einfachen Ebene zunächst mal sein, dass es sich hier um Konstellationen, also um Lebensinhalte handelt, die nicht gelebt werden. Die sozusagen wie Dornröschen in einem Zauberschlaf liegen und nicht ins Leben treten können, nicht gelebt und nicht erlebt werden können. All die Dinge, in denen uns Erfahrungen fehlen. Der Neptun beraubt uns bestimmter Erfahrungen.

 

 

Allerdings, wie gesagt, tut er es zunächst mal im Sinne einer Schutzfunktion, die wie wir auch später sehen werden, äußerst nützlich ist. Aber der Schutz des Neptuns verkehrt sich irgendwann im Leben bei jedem Menschen in eine Verhinderung. Und dann ist es – spätestens dann – an der Zeit, diese entsprechende Verhinderung zu erkennen und das Potenzial, was in den verhinderten Anlagen steckt, zu entwickeln.

 

Aus all dem Gesagten kann man ableiten, dass es aufgrund des ausgeprägten Verdrängungsmechanismus im Laufe des Lebens, und zwar schon relativ früh, zu einer sogenannten Ich-Schwäche kommt. Aus dieser Ich-Schwäche heraus entstehen Verhaltensformen von Fische- beziehungsweise Neptun-betonten Menschen, die beispielsweise mit  dem Wunsch beschrieben werden können, symbiotisch mit einem anderen Menschen verbunden zu sein und dessen Leben mit zu leben. Diese Ich-Schwäche ermöglicht deshalb eine symbiotische Lebensform mit einem anderen Menschen, weil man selber das eigene Ich nicht oder nur ganz schwach entwickelt hat und deshalb sehr leicht in die Identitäten anderer Menschen schlüpfen kann. Weil die eigene Identität, das eigene Ich, einen nicht daran hindert.

 

Das sind aber dann Lebensformen, sogenannte symbiotische Lebensformen, in denen man dem anderen mehr oder weniger vollständig ausgeliefert ist. Dann kommt man häufig in die sogenannte Opferrolle und fühlt sich letzten Endes oft vom Leben vernachlässigt. Das sind dann Entwicklungen, die im gesamten Horoskop genauer untersucht werden müssen. Das kann man aus dem Fische-Prinzip allein nicht ableiten. Aber aus dem Verdrängungs-Potenzial entsteht im Grunde genommen eine gewisse Ich-Schwäche. Das kann man in jedem Falle generell sagen. Es handelt sich hier um einen Menschen, der dann aufgrund der fehlenden Kenntnisse auch über sich selbst oft das Gefühl hat, dass er unverstanden ist. Also das Bild des unverstandenen Menschen.

 

Ein letzter wichtiger Punkt für das Fische-Neptun-Prinzip, beziehungsweise für entsprechende Menschen mit der jeweiligen Betonung, ist das Problem der Sucht. Neben dem Skorpion und Pluto stellen Neptun und das Fische-Zeichen die zweite Komponente dar, die mit dem Sucht-Problem, mit der Suchtproblematik zu tun haben. Der Anteil des Neptuns an der Sucht ist eigentlich der, der diejenige Welt repräsentiert, in die der Süchtige flüchten möchte. Es ist natürlich eine Scheinwelt, eine Trug- oder Traumwelt, aber diesen Anteil symbolisiert Neptun. Der plutonische Anteil, der bei suchtkranken Menschen in der Regel auch stark im Horoskop vorhanden ist, bezieht sich  dann eher auf die Sucht im Sinne der Abhängigkeit - denken Sie an den Oberbegriff Verbindlichkeit für den Skorpion, gleich Abhängigkeit. Der Neptun-Anteil bei einem suchtkranken Menschen bezieht sich auf sozusagen diejenige Welt, in die er eigentlich flüchten möchte, in die er fliehen will, um der Realität, und das ist nun alles andere als Neptun, zu entkommen.

 

 

Das Problem, was sich nun aber auch aufgrund der Tatsache ergibt, dass Neptun das Unstoffliche an sich repräsentiert, ist, dass jede Sucht an irgendeine Art von Stoff gebunden ist. Und dieser Stoff spielt keine Rolle, egal wie man den jetzt nennt, ob man jetzt sagt Alkohol oder Nikotin oder Heroin oder um welche Droge es im allerweitesten Sinne geht. In jedem Fall ist es ein Stoff. Und damit haben wir eine Zustandsform des Neptuns im Horoskop, der dem Neptun im Kern seines Wesens überhaupt nicht entspricht. Das heißt es ist eine falsche Lebensform, wenn man versucht, den Neptun im Sinne einer Droge ausschließlich stofflich zu leben - und davon muss man ja ausgehen, wenn man mit einem Suchtkranken zu tun hat, denn der hat den Neptun im Grunde genommen vollständig für diese Droge, beziehungsweise für den entsprechenden Stoff vereinnahmt. Das kann nicht gut gehen.

 

Das bedeutet dann - wie bei jedem anderen Lebensprinzip, was nicht prinzipiengemäß gelebt wird - dass das zu allergrößten Schwierigkeiten im Leben führt. Auch im Zusammenhang mit dem, was vorher gesagt worden ist, im Sinne der Verdrängung. Ein Suchtkranker – das weiß jeder – ist ein Mensch, der ganz eindeutig bestimmte Probleme verdrängt. Insofern ist Sucht und Verdrängung eine Analogiekette und deshalb muss sie auch zu einem einzigen Planeten oder Tierkreisprinzip gehören, eben den Fischen.

 

Ich fasse zusammen. Der Oberbegriff für Fische ist Auflösung, was nichts anderes bedeuten soll, als die Beschreibung des Zustandes, nachdem Gegensätze durch das Wassermann-Prinzip aufgehoben worden sind. Ansonsten haben wir es hier mit einem sogenannten Spätentwickler zu tun, aufgrund der Tatsache, dass das Neptun-Prinzip für den Vorgang der Verdrängung steht. Und wenn die verdrängten Inhalte nicht ausreichend früh oder schnell genug wieder aus der Projektion hervorgeholt werden, dann wird man mit großen Verzögerungen im Leben rechnen müssen, beziehungsweise auch mit Realitätsproblemen. Und der Schwierigkeit, dass man sich selber als einen unverstandenen Menschen empfindet. Das kann in krassen Fällen durchaus dazu führen, dass man die Suchtneigung, die man über den Neptun potenziell in sich trägt, auch in der Realität lebt und im Grunde genommen ein Suchtproblem bekommt.

 

Selbstverständlich steht Neptun - als eine abschließende Erläuterung, die aber hier nur im Ansatz gemacht werden kann, weil wir das nur vom Grundprinzip her besprechen - auch für das, was man unter Transzendenz, Spiritualität oder der Metaphysis im engeren Sinne versteht. Der gesamte vierte Quadrant hat sehr wohl mit den eben genannten drei Bereichen zu tun, die ja nur verschiedene Worte für ein und dasselbe darstellen. Aber wenn man das auf ein Tierkreis- oder Lebensprinzip reduzieren möchte, dann könnte man sagen, dass der vierte Quadrant letzten Endes im Fische oder im Neptun abgelegt ist - und die Fische sind ja auch das letzte Tierkreisprinzip. Das heißt das spirituelle Potenzial des Menschen, das er zweifelsohne laut Aussage der Astrologie hat, ist im Neptun oder in den neptunischen Konstellationen abgelegt.

 

 

Insofern könnte man daraus ableiten, dass beispielsweise jeder Mensch, der stark verdrängt... jeder Mensch, der ein großes Suchtpotenzial oder sogar eine Suchtproblematik bereits schon lebt, dass dieser Mensch ein genauso hohes spirituelles Potenzial hat – aber das werden wir uns später noch genauer anschauen. Ein Suchtkranker, ein Mensch mit starken Verdrängungsvorgängen, hat ein starkes spirituelles Potenzial. Nur lebt er das nicht, weil er die anderen genannten Formen gewählt hat.

 

Das ist aber eine Überlegung, die sehr wichtig ist. Weil aus diesem spirituellen Potenzial könnte eigentlich eine enorme Kraft erwachsen. Vor allen Dingen eine Kraft, die in der Lage ist, dann die entsprechenden Probleme im Sinne der Ich-Schwäche oder der Sucht oder der starken Verdrängungswünsche im Unbewussten, dass man die mit Hilfe dieser spirituellen Kräfte durchaus überwinden kann. Aber dazu kann ich jetzt im Moment an der Stelle des Kurses nichts weiter sagen, das müssen wir dann der Beschreibung der Konstellationsbilder des Neptuns noch vorbehalten.

 

Zusammenfassung in Stichworten

 

Kernprinzip:

 

Auflösung von Materie, Seele, Geist. Zustand der Absichtslosigkeit, jenseits der Gegensätze. Erleuchtung.

 

Leit-Bild:

 

Natur: das Meer. Tier: der Fisch. Mensch: der Unverstandene, der Heilige

 

Ur-Angst:

 

vor der Angst, ansonsten im Kern angstfrei

 

Grund-Problem:

 

Sehr langsame Entwicklung der Persönlichkeit aufgrund starker Verdrängungs- und in der Folge Projektionsmechanismen. Symbiotische Lebensformen, in denen Eigenes ungelebt bleibt. Sagt immer: Danke...

 

Mythologie:

 

Jonas und der Walfisch. Jonas wird von einem Walfisch gefressen und nach einiger Zeit wieder aufs Land zurück ausgespuckt. Der Mensch (Jonas) wird samt seiner bewussten Lebensführung zuweilen von seinem Unbewussten (Fisch) verschlungen. Unbewusstes drängt sich in den Vordergrund, das reale Leben verblasst. Die psychische Krise ist da. Nur durch Auseinandersetzung mit diesen Bereichen sind Schritte nach vorn möglich.

 

Baustein 12:

 

Das 12. Lebensprinzip ist die letzte, 3. Stufe der Entstehung des Wirklichen im 4. Quadranten. Es ermöglicht allen Wesen das Erleben der Einheit allen Seins. Es ist das Ziel!