Konstellation Uranus-Mars

 
Wenn wir uns über Mars-Uranus Gedanken machen, dann kommen wir nicht umhin, uns zu vergegenwärtigen, dass letzten Endes der Mars, wie auch der Uranus, ein ungeheures Potenzial an nicht Kalkulierbarkeit, an Folgeunrichtigkeit in sich tragen. Der Mars ist Energie, die aus sich heraus selbst keine Richtung besitzt und zudem reaktiv ist - also reaktive, richtungslose Energie. Das uranische Prinzip bewegt sich, wenn es sich bewegt, immer in einem Kreis, in einer Kreisbewegung, beziehungsweise in einer Bewegung weg vom Zentrum.

 

Also das Prinzip der Zentrumsflucht, wie wir ja wissen, und das Prinzip der Zentrifuge, also der Bewegung auf der Peripherie des Kreises. Diese beiden Bewegungen, eine Bewegung weg vom Zentrum - eventuell in einer Kreisbewegung sich vollziehend - und die dabei trotzdem innewohnende Richtungslosigkeit, führt im Grunde genommen, wenn man das als Bewegung schildern will, zu einem Trudeln, zu einem Schlingern. Wobei die einzelnen Bewegungsabläufe in dem Moment, wo sie geschehen, so aus den vorherigen Bewegungen nicht geschlussfolgert werden konnten. Insofern also eine Unkalkulierbarkeit der Kräfte.
 
Das ist die Beschreibung des inneren Wesensbildes, was dann zum inhaltlichen Bild des sogenannten Mangels an innerer Statik führt. Denn Statik ist ein Zustand, der der Unkalkulierbarkeit der Kräfte genau gegenübersteht. Innere Statik kann bei Mars-Uranus in diesem Sinne nicht bestehen, beziehungsweise ist einem ganz starken Mangel unterworfen. Und wenn wir dieses inhaltliche Bild der fehlenden inneren Statik in eine Form bringen, dann haben wir es mit einem Handeln zu tun, das erstens nicht effektiv und zweitens auch zusätzlich noch folgeunrichtig ist. Also auch hier eine vollkommene Unkalkulierbarkeit im Formbild, das heißt, im Handeln.
 
Das Verhalten, was sich daraus ergibt, ist sehr anschaulich zu beschreiben. Wenn Sie sich ein Auto vorstellen, das noch mit einer normalen Schaltung ausgestattet ist, also nicht mit einer Automatik, dann hat es auch ein Kupplungspedal. Stellen Sie sich vor, Sie geben Gas, um normal loszufahren, treten dabei aber die Kupplung und lassen die Kupplung nicht kommen, sondern lassen die Kupplung getreten. Das bedeutet, dass der Motor aufheult und das Auto trotzdem, obwohl extrem viel Energie freigesetzt wird, stehenbleibt. Im Grunde genommen ein vollkommen ineffektives Geschehen.

 

Es handelt sich hier auch, wenn man so will, um eine Verpuffung von Energie. Und zusätzlich um eine Situation, die an sich auch folgeunrichtig ist. Denn wenn ich Gas gebe, will ich losfahren. Wenn ich aber gleichzeitig die Kupplung trete, ist das folgeunrichtig. Insofern haben wir es auch mit der Unkalkulierbarkeit zu tun, denn ich weiß ja nicht, wie die Situation sich weiterentwickelt, wenn ich aufs Gaspedal drücke - das heißt was den Motor angeht, der ja jetzt in höchsten Touren drehen muss. Denn der Motor kann bei dieser Aktion kaputtgehen. Das ist jetzt in sehr kurzer Form prägnant geschildert. Alles in allem ist Mars-Uranus eine Energie, die an sich nicht richtig greifen kann.
 
In der frühkindlichen Zeit haben wir es hier sehr häufig mit einer Existenzkrise der Eltern zu tun. Das heißt die Durchsetzungsfähigkeit auch der eigenen Arbeitskraft der Eltern war hier mehr oder weniger stark geschwächt und aus den Angeln gehoben. Man läuft sozusagen durchs Leben wie eine hochgehobene Marionette, die sich nur deshalb bewegt, weil derjenige, der die Marionette in der Hand hält, seine Hand bewegt. Das heißt also, dass die Effektivität des eigenen Handelns häufig mehr oder weniger gleich null ist. Dieses Gefühl, dass die eigene Energie nicht richtig greift, hat jetzt eine ganz ausgeprägte Analogie in der Situation mit dem eigenen Vater. Und zwar in diesem Sinne, als der Mars hier das männliche Prinzip symbolisiert, und das männliche Prinzip, wenn es denn aus den Angeln gehoben ist, auch personifiziert im Vater, denselben Vorgang symbolisieren muss. Das heißt der Vater wird aus den Angeln gehoben und erscheint als geschwächt.
 
Insofern sagen wir, dass Mars-Uranus das geschwächte Vaterbild ist, wobei hier sehr wichtig ist, dass die Schwächung am Vaterbild von der Mutter, in der Regel unbewusst, zum Teil aber auch bewusst, betrieben wird. Das heißt die Mutter, um es bildlich auszudrücken, lacht über den Vater, erkennt seine Männlichkeit, wenn er sie denn überhaupt besitzen mag, nicht an. Und sie vermittelt dem Kind das Gefühl, dass das männliche Prinzip im Leben ein Prinzip ist, auf das man sich nicht verlassen kann. Es geht hier um einen Vertrauensverlust in das männliche Prinzip. Und das führt dazu, dass die Kinder von Eltern, bei denen sich diese Situation zwischen Vater und Mutter abgespielt hat, also diese Kinder mit Mars-Uranus, später auch in sich selber das Männliche als etwas sehr geschwächtes empfinden. Daher müssen wir hier an dieser Stelle einen Unterschied machen zwischen Männern und Frauen.
 
Eine Frau neigt dazu, die eigene geschwächte männliche Hälfte, den Animus, auf entsprechende Männer zu projizieren. Aus der eigenen inneren Schwächung heraus versucht sich eine solche Frau sogenannte scheinstarke Männer zu suchen, die aber im Sinne der Scheinstärke nur für eine kurze Zeit ihr möglicherweise die Illusion verbreiten können, sich an diese kräftigen Schultern, um es mal so bildlich zu sagen, anlehnen zu können. Nach kurzer Zeit wird diese Frau aber unbewusst die Demontage dieses Mannes betreiben, weil sie letzten Endes dem männlichen Prinzip, schon durch ihre Mutter vorgelebt, nicht trauen kann. Und dann bricht also die Stärke dieses Mannes, die eh nur eine Scheinstärke gewesen ist - Mann und Frau passen in diesem Bild immer zusammen - diese Scheinstärke bricht dann zusammen. Die Frau findet unbewusst darüber ein Alibi, zu sagen, Männer bringen es halt nicht.
 
Der Mann selber, der diese Konstellation besitzt, wird eine gewisse Schwächung seiner eigenen Männlichkeit erleben. Und dann kommt es natürlich sehr drauf an, bei diesen eigengeschlechtlichen Geschichten, ob der Mann das jetzt in der Hemmung auslebt oder ob er kompensiert. Wenn ein Mars-Uranus-Mann die Konstellation in der Hemmung auslebt, dann reagiert er im extremsten Falle, um das gleich bildlich zu formulieren, mit Impotenz. Die hat, wie wir wissen, in der Regel, also zu 90 Prozent, keine körperlichen, sondern seelische Ursachen.
 
Und hier müsste das männliche Prinzip im Leben dieses Mannes möglicherweise doch durch eine Therapie neu eingepflanzt werden, beziehungsweise nachintegriert werden. Wenn ein solcher Mann kompensiert, dann haben wir es hier häufig mit sehr extremen Allmachtfantasien zu tun, mit einem Hang ins Gigantische. Solche Männer sind dann derart angelegt, dass sie möglicherweise versuchen, zum Beispiel das höchste Haus der Welt zu bauen oder die längste Brücke der Welt über einen Fluss zu bauen oder das schnellste Auto zu fahren. Sie haben so einen Hang ins Gigantische, um damit scheinbar sich zu beweisen, dass sie doch ein ganzer Mann sind. Und möglicherweise auch der Mutter zu zeigen, dass sie sich geirrt hat. Denn Mars-Uranus-Männer haben zum Teil auch der Frau gegenüber ein gewisses… na ja, zum Teil sogar Hass-Gefühl, und weisen ihr, der Frau, stellvertretend der Mutter, die Schuld für diese eigene Schwächung zu, die sie aber nun mit Eifer kompensieren.
 
Aus dem Geschilderten für Mann und Frau ergibt sich, dass diese Konstellation weitreichende Auswirkungen im partnerschaftlichen Bereich hat - sowohl im Bereich der Sexualität, wie auch im emotionalen Sinne. Das Problem bei Frauen - an dieser Stelle zusammengefasst - besteht eigentlich darin, dass sie Männern an sich nicht trauen und insofern eine Selbstverhinderung und eine Fremdverhinderung betreiben. Das heißt diese Frauen suchen unbewusst ein Alibi, immer wieder sagen zu können, dass Männer im Grunde genommen schwach sind. Und das führt irgendwann dazu, dass sie, wenn ihnen nicht klar wird, dass dieser Mechanismus von ihnen selbst ausgeht, dass sie partnerschaftlich höchst unbefriedigt bleiben oder beziehungsweise auch alleine bleiben.
 
Bei Männern ist es so, dass sie möglicherweise, wenn sie kompensieren, extrem mit dieser Kompensation im Leben beschäftigt sind. Und dass Frauen für diese Männer entweder gar keine Rolle spielen - was nicht heißt, dass sie homosexuell sind - aber dass sie keine Rolle spielen, weil sie einfach zu viel zu arbeiten haben, und dass sie Frauen in dem Sinne zu Objekten degradieren, wenn die Lust sie überkommt.

 

In beiden Fällen ist es sehr wichtig, dass dieser Mangel aus innerer Statik heraus, der ja auch zu einem Anlehnungsbedürfnis führt, vor allen Dingen bei Frauen in Bezug auf Männer, dass dieser Mangel an innerer Statik irgendwann gesehen wird, damit die Enttäuschung, die sich aus der eigenen oder fremden vermeintlichen Stärke ergibt, nicht immer wieder vollzogen wird. Insofern ist im therapeutischen Sinne eine absolute Revidierung des Vaterbildes, das hier durch die Mutter ganz stark geschwächt worden ist, angezeigt. Daher haben wir also ein Ego-Problem. Und dem Ego muss im Sinne des Männlichen eine Stärkung widerfahren. Diese Stärkung wird natürlich nicht erreicht, wenn man kompensiert.
 
Wenn es um Stärkung geht und wenn es um Kompensation geht, dann sind Männer normalerweise immer schneller bei dieser Sache, als es Frauen sind, obwohl wir natürlich sagen können, dass Frauen sehr wohl genauso gut kompensieren können. Aber diese Mars-Uranus-Konstellation bedeutet, vor allen Dingen wenn man es auf einen Mann überträgt, dass er immer versucht, sehr ungewöhnliche Dinge zu tun und sich dadurch aber auch oft in Situationen wiederfindet, in denen er mit seiner eigentlichen Schwächung konfrontiert ist. Und je nach Entwicklungsniveau wird man dann sagen können, ob das gelingt, ob die Aufgabe, die sich ihm stellt, die er sich also unbewusst gesucht hat, ob diese Aufgabe gemeistert wird oder nicht.
 
Wenn das der Fall ist, dass diese Aufgabe gemeistert wird, dann ist das trotzdem noch kein Hinweis darauf, dass das Entwicklungsniveau relativ hoch ist. Es kann sein, dass er nur von einer Kompensation in die nächste stürzt. Und problematischer Weise wird dann irgendwann der Mangel an innerer Statik, der ja durch eine Kompensation nicht aufgehoben wird, sich zum Beispiel – das ist ein sehr klassisches Krankheitssymptom – in einem Bandscheibenvorfall zeigen. Der Bandscheibenvorfall, das ist ein Symptom für den Mangel an der inneren Statik, beziehungsweise für die innere männliche Schwächung. Und Männer neigen statistisch gesehen im Grunde genommen häufiger zu den Bandscheibenvorfällen.
 
Zusammengefasst kann man sagen, dass Mars-Uranus immer eine Herausforderung darstellt, sich mit der eigenen Durchsetzungsfähigkeit im Leben, also mit der eigenen Durchschlagskraft und der Effektivität des eigenen Handelns, zu beschäftigen. Und man muss lernen, entsprechende Tätigkeiten, von denen man eindeutig spürt, dass sie nicht richtig greifen, dass man sich von diesen Tätigkeiten und von diesen Wünschen, die mit der Tätigkeit zusammenhängen, früh genug trennt. Denn wenn man das nicht tut, dann hinterlässt man im Grunde genommen im Leben keine Spuren. Im Sinne der Ineffektivität – man hinterlässt keine Spuren, man verglüht wie ein Komet am Himmel, beziehungsweise ist vergleichbar mit dem Silvesterabend, indem also ein fürchterliches Feuerwerk losgeht und alles hell und bunt erleuchtet ist. Aber die restlichen 364 Tage im Leben ist es dann wieder zappenduster.

 

Das heißt es gibt keine wirkliche tiefgehende und intensive Erfahrung mit dem männlichen Prinzip. Das heißt für Frauen, dass sie in Beziehungen unglücklich sind, und das heißt für Männer, dass sie, soweit sie überhaupt eine Beziehung zu einer Frau als nützlich und wünschenswert ansehen, auch in dieser Beziehung nicht glücklich werden können. Also das A und O dieser Konstellation besteht in dem Nachintegrieren der männlichen Anteile, und das muss in schweren Fällen selbstverständlich über eine Therapie, die das Ego stärkt, geschehen.