Konstellation Uranus-Mond

 
Die Mond-Uranus-Konstellation, die in dieser Lektion besprochen wird, gehört sicherlich zu den gehaltvollsten und in einem gewissen Sinne auch zu den wichtigsten Konstellationen, die wir astrologisch kennen und benennen müssen. Die Mond-Uranus-Konstellation hat eine ganze Vielfalt an verschiedensten Erscheinungsformen, die auch noch unterschieden werden müssen in die bei Männern und bei Frauen. Insofern sollte die Mond-Uranus-Konstellation einerseits immer sehr aufmerksam und interessiert beachtet werden, wenn sie in Horoskopen auftaucht. Andererseits stellt sie auch eine gewisse Herausforderung an den Astrologen dar, denn sie ist insgesamt nicht ganz frei von Widersprüchen und kann in ihrer Erscheinungsform im Leben durchaus mit anderen Konstellationen verwechselt werden, die inhaltlich letzten Endes vollkommen unterschiedlich sind.
 
Zunächst mal zum inneren Wesensbild der Mond-Uranus-Konstellation. Das Uranische hat es immer an sich, dass es auf Distanz geht, also die Bewegung vollzieht, die wir als Entfernen, als sich entfernen oder die Entfernung an sich bezeichnen. Der Mond ist das Empfinden. Der Mond ist die Identität. Und insofern haben wir es im inneren Wesensbild hier mit dem Verlust von Empfinden zu tun, beziehungsweise mit einem sich Entfernen von der eigenen Identität. Es ist ein Verlust des seelischen Materials, der seelischen Substanz, hier zu beklagen. Es ist natürlich eine gewisse Bewertung, die in diesem Begriff des Beklagens liegt. Aber in den allermeisten Fällen müssen wir schon davon ausgehen, dass die Mond-Uranus-Konstellation, obwohl sie an sich interessanterweise überhaupt nichts mit einem spürbaren Leidensdruck beim Horoskopeigner zu tun hat, trotzdem aber eine sehr lebensbestimmende und in bestimmten Situationen dann doch auch sehr problematische Situationen schafft.
 
Mond-Uranus ist eine Konstellation, bei der man früher oder später den Verlust des Empfindens für sich und für andere sehr schmerzlich verspüren wird, wobei „schmerzlich“ im Sinne von Mond-Uranus immer relativ zu verstehen ist. Wenn wir eine Konstellation wie Mond-Uranus, was die Schmerzbelastbarkeit oder Empfindlichkeit mit zum Beispiel Mond-Pluto vergleichen, dann ist das natürlich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Der Mond-Pluto hat im Grunde genommen einen inneren Dauerschmerz zu verspüren, vergleichbar einem Stachel, der in der Seele sitzt. Der Mond-Uranus wird im Rahmen seiner Möglichkeiten durchaus auch Schmerz verspüren können. Der Empfindungsverlust ist also ein Schmerz, der früher oder später im Leben auftauchen wird. Empfindungsverlust benutzen wir jetzt erst mal als einen Begriff, um den eigentlichen Wesenskern
der Konstellation zu verstehen.
 
Wenn wir nun Inhalt und Form unterscheiden wollen, wenn wir also das Wesen der Konstellation in Inhalt und Form fließen lassen, dann würden wir für den Inhalt vorteilhafterweise sagen, dass es hier zu einer Abwehr von Eindrücken, beziehungsweise einer, wie ich das bezeichne, sogenannten „Eindrucksallergie“, kommt. Das muss natürlich genauer erklärt werden. Das Prinzip der Eindrücke oder dasjenige Organ, das die Eindrücke sammelt, also dasjenige Organ, das beeindruckbar ist, ist im astrologischen Sinne der Planet Mond. Der Mond symbolisiert das Beeindruckbare an sich. Und wenn wir den Uranus als das sich Entfernen von... bezeichnen, dann haben wir hier im Grunde genommen den Vorgang, dass man sich von den Eindrücken, die auf einen einstürzen wollen, entfernt.
 
Insofern könnte man dieses sich Entfernen, was ja immer einer Flucht gleicht, auch als eine Abwehr, als einen Abwehrmechanismus der Seele bezeichnen. Es wird also bei Mond-Uranus immer eine Situation auch frühkindlich da sein - da kommen wir dann noch drauf - bei der ich versuchen muss, einem bestimmten Eindruck zu entfliehen, zu entgehen. Ich muss diesen Eindruck abwehren, um mich mit Hilfe der uranischen Fähigkeiten vor dem Eindruck zu schützen. Insofern bin ich selbstverständlich auch gegen den Eindruck an sich allergisch, denn warum sollte ich ihn sonst abwehren wollen.
 
Worum es hier geht, und jetzt kommen wir zu der entsprechenden Form, die Mond-Uranus annimmt, ist eine im psychologischen Sinne gesagte Mutterproblematik. Die, wenn wir hier von einer Eindrucksallergie ausgehen, mit diesem Begriff auch erklärt werden kann. Denn die Allergie, die Abwehr, bezieht sich hier auf die Mutter, natürlich jetzt personifiziert auf die Mutter, aber eigentlich auf das weibliche, beziehungsweise mütterliche Prinzip im Leben. Mond-Uranus heißt die Abwehr des weiblichen Prinzips, die Distanz zum Mütterlichen im Leben. Und das hat seine frühkindliche Erklärung in folgendem Umstand:
 
Die Mutter eines Mond-Uranus-Menschen kann in zwei sehr verschiedenartigen, in dem Sinne also sehr widersprüchlichen Arten und Weisen, vor dem Kind Gestalt annehmen. Und zwar einerseits, und das wäre relativ leicht nachvollziehbar für Mond-Uranus, dass sie das Notwendige für das Kind nicht tut. Das Notwendige heißt hier, das im mütterlichen Sinne Notwendige nicht tut. Das heißt die Mutter gibt dem Kind - aus welchen Gründen auch immer, das ist erst mal vollkommen uninteressant - keine Liebe. Weil sie vielleicht selber nicht in der Lage ist, das zu geben. Oder weil sie das Kind gar nicht haben wollte. Oder weil sie mit sich selber so sehr beschäftigt ist im Sinne von dem Lösen von Problemen, das sie das Kind in seiner Eigenart und Identität gar nicht wahrnimmt und deshalb auch die gefühlsmäßigen Bedürfnisse des Kindes nicht wahrnimmt – wie auch immer.
 
Das Kind wird unbewusst feststellen, dass das Notwendige für das leibliche Wohlbefinden durchaus getan werden mag, aber nicht für das seelische Wohlbefinden. Das seelische Wohlbefinden im Sinne des Mondes ist hier sozusagen auf dem Trockenen. Es geht hier um einen Verlust dieser entsprechenden seelischen Bezüge zwischen Mutter und Kind. Und insofern können wir das zusammenfassend durchaus so sagen, dass die Mutter, und das kann sehr wohl auch unbewusst geschehen, das Notwendige für das Kind im Sinne der mütterlichen Hege, Pflege und Fürsorge nicht imstande ist zu leisten.
 
Selbstverständlich gibt es ganz normale, klassische, alltägliche Situationen, wo die Mutter das Kind, beispielsweise weil sie alleinerziehend ist, ganz früh in einen Kindergarten geben muss... vielleicht, wo das Kind drei, vier Monate alt ist. Dann den ganzen Tag bis um 18 Uhr arbeitet und abends das Kind halt nur kurz zuhause hat. Wobei das Kind dann mehr oder weniger auch schon einschläft. Und das Kind mehr oder weniger auch den Eindruck bekommt, dass die Mutter ihm, also auch rein vom zeitlichen Faktor her, so gut wie gar nicht zur Verfügung steht. Die Mutter war eigentlich nicht da. Das ist das Entscheidende bei Mond-Uranus. Das ist immer die Endkonsequenz. Egal, in welchem Horoskop diese Konstellation auftaucht.
 
Die andere Variante ist zunächst vom Vorgang her vollständig anders, führt aber zur selben Reaktion des Kindes. Die Mutter stürzt sich eventuell auf das Kind und erdrückt das Kind mit ihrer „Liebe“. Die Mutter hat möglicherweise Schuldgefühle dem Kind gegenüber, weil sie das Kind erst nicht haben wollte oder weil sie sich in der Schwangerschaft vielleicht nicht so verhalten hat, wie sie das gerne gewollt hätte. Sie hat unbewusste Schuldgefühle und versucht dann im Sinne von Wiedergutmachungstendenzen, sich auf das Kind zu stürzen, möglicherweise sogar das Kind, wie man so sagt, wie den eigenen Augapfel zu hüten, es nicht mehr aus den Augen lässt, um zu symbolisieren, ich bin da. Allerdings ist dieses Verhalten der Mutter aus der Sicht des Mond-Uranus-Kindes so extrem erdrückend und vitalitätserstickend, dass nun doch eine Abwehrbewegung des Kindes in Bezug auf die Mutter vollzogen wird. Und damit ist dann wieder eine Distanz zwischen Mutter und Kind geschaffen. Die Ausgangssituation ist eine andere, aber wie Sie sehen, ist das Endergebnis, die Distanzierung zwischen Mutter und Kind, das gleiche.
 
Letzten Endes führt das dazu, dass ein Verhaltensbild entsteht, das wir als Unnahbarkeit bezeichnen können. Die Unnahbarkeit der Seele, die sozusagen seelischen Öffnungszeiten, die man höchstens zwei Stunden am Tag hat, diese Unnahbarkeit, diese Öffnungszeiten symbolisieren einen Mond-Uranus-Menschen auch deshalb sehr typisch, weil er seelisch so gut wie überhaupt nicht belastbar ist. Denn wie soll er auch, wenn er sich allen Eindrücken, die die Seele betreffen könnten, entzieht. Er hat damit ein Erfahrungsdefizit, was die seelischen Vorgänge angeht, und wird deshalb bisher auch nur einen relativ schmerzfreien Zustand kennen gelernt haben. Das heißt aber wiederum auch, dass er seelisch nicht belastbar ist und bei jeder kleinsten Beengung, die im Seelischen auftauchen könnte, sofort das Weite sucht.
 
Seine seelische Auseinandersetzungs-Fähigkeit, seine seelische Stellungnahme ist mehr als gering und muss, je nach Horoskop und den darin enthaltenden Möglichkeiten, auf jeden Fall irgendwann im Leben nachintegriert werden. Wenn dieses nicht geschehen kann, dann werden wir einen Menschen vor uns haben, der im partnerschaftlichen Sinne, im zwischenmenschlichen Beziehungssinne vor allen Dingen auf der seelischen Ebene extremste Defizite aufweist. Er ist im Grunde genommen überhaupt nicht beziehungsfähig, weil er keine seelische Bindung zu einem anderen Wesen aufnehmen kann.
 
Gestattet sei mir noch ein sehr wichtiger Hinweis, was Frauen angeht, die Mond-Uranus im Horoskop haben. Ich musste leider im Laufe der Jahre immer wieder feststellen, dass die Mond-Uranus-Konstellation bei Frauen zu mindestens zwei Drittel aller Fälle auf den Unterleib geht. Das heißt die meisten Frauen mit Mond-Uranus reagieren mit irgendwelchen krankhaften Beschwerden im Unterleib, die im weitesten Sinne in den Bereich des Gynäkologen fallen. Das ist jetzt ganz egal, ob sich das um Bagatellsymptome handelt oder um besonders schwierige oder gar vollkommen lebensverändernde Erkrankungen. Insofern sind beispielsweise Myome sehr typisch bei der Konstellation, um die etwas harmloseren Vorgänge zu schildern. Myome oder auch Eierstockentzündungen, möglicherweise auch eine Neigung zu Fehlgeburten oder zu sogenannten Risiko-Schwangerschaften, wenn es denn überhaupt dazu kommen sollte, bis hin zu Gebärmutterkrebs oder auch zu den auch heute noch leider in manchen Fällen praktizierten Totalentfernungen der Gebärmutter, was dann bedeutet, dass eine solche Frau nie wieder Kinder zur Welt bringen kann.
 
Mond-Uranus ist also zusammengefasst eine Konstellation, die den Menschen einerseits in die Lage versetzt, seelische Vorgänge, die an sich immer subjektiver Natur sind, mit einer gewissen Objektivität betrachten zu können und sich ab und zu über seelisch-enge Situationen zu erheben, sich aus ihnen zu befreien. Auf der anderen Seite ist aber aufgrund der seelischen Defizite, des seelischen Erfahrungsmangels, natürlich auch die Anbindung an den menschlichen Urgrund, an das Mütterliche, Weibliche, sehr, sehr, sehr stark eingeschränkt, mit entsprechenden zwischenmenschlichen Problemen, die je nach Horoskop auch wirklich sehr dramatische Formen annehmen können.
 
Wenn die seelische Stellungnahme mehr oder weniger gleich null ist - das würde sich jetzt auf einen Menschen mit vollkommen unentwickelter Mond-Uranus-Konstellation beziehen - dann kann man nicht davon ausgehen, dass dieser Mensch im Prinzip in der Lage ist, eine Beziehung, gar eine seelische Beziehung im Sinne einer Liebesbeziehung, zu einem anderen Menschen wirklich einzugehen und im Sinne dessen, was die Liebes-Beziehung ist, nämlich dem Austausch von Empfindungen und dem Aufbau von Vertrauen in den anderen, tatsächlich zu leben. Wir haben im Grunde genommen dann einen unbemerkten Vertrauensverlust in das Leben an sich, der mit der Mond-Uranus-Konstellation am Anfang des Lebens einhergegangen ist. In dem Sinne, als eben die Mutter das Notwendige für das Kind in einer angemessenen Relation nicht getan hat.
 
Entweder war die Mutter nicht anwesend aus der Sicht des Kindes oder so sehr erdrückend, dass in beiden Fällen die Abwehr des Weiblichen und damit des Empfindens entstanden ist. Es ist unbedingt notwendig, dass Menschen mit Mond-Uranus im Laufe ihres Lebens das Empfinden versuchen zu ergründen und in Situationen immer mehr lernen, sich auch auf ihr Empfinden und nicht nur auf das Denken, was kompensatorisch oft dann einspringt, zu verlassen. Wenn dies nicht geschieht, dann ist doch schon von einer seelischen Verarmung auszugehen.
 
Man muss sich dann genauer anschauen, in welchem Gesamtzusammenhang des Horoskops, beziehungsweise des Lebens, diese seelische Verarmung dann stattfindet. Sicherlich gibt es in extremen Fällen auch Situationen, wo Menschen dann Dinge tun, also auch anderen Menschen Dinge angetan werden, ohne dass zum Beispiel eine gewisse Reue oder ein Schuldgefühl entsteht. Das sind allerdings sehr krasse Formen, aber sie sollen ja doch erwähnt werden. Letzten Endes dürfen wir derartiges aber nie aus der Konstellation alleine schlussfolgern, sondern nur aus dem Gesamtzusammenhang eines jeweiligen Horoskops.