Konstellation Uranus-Pluto

 
Uranus-Pluto ist eine der drei schwierigsten Anlagen oder Konstellationen, die wir astrologisch bezeichnen und nachweisen können. Es ist ein ungeheures, umfassendes Lebensthema, was den Menschen Zeit seines Lebens begleiten wird. Und dieser Umstand wird nicht nur durch die Inhalte, die in Uranus-Pluto zu leben sind, begründet. Sondern auch durch die Tatsache, dass alles, was mit dieser Konstellation zusammenhängt, sich auf einer so unvergleichlich tiefen und damit unbewussten Ebene abspielt, die beinahe schon kollektiver Natur ist.
 
Insofern braucht der Mensch im Grunde genommen Jahrzehnte, um die Vorgänge, für die es auch tatsächlich seltenst objektiv äußere Erlebnisformen gegeben hat, um diese Vorgänge irgendwie in sich selber oder möglicherweise auch durch seinen Lebensverlauf nachweisen zu können. Uranus-Pluto ist eine Konstellation, bei der man sagen kann, dass der Mensch mit seinem persönlichen unbewussten Bereich das Kollektive berührt und hier in Sphären vordringt, die normalerweise sich dem menschlichen Verstehen, auch im weitesten Sinne sage ich das jetzt, dem menschlichen Verstehen vollkommen entziehen.
 
Wenn wir versuchen wollen, und das ist bei der Konstellation wirklich nur mit Einschränkungen möglich, das innere Wesensbild von Uranus-Pluto zu ergründen, dann würde ich nach der bisherigen Erfahrung sagen, dass der Begriff der Täuschung, oder wenn man es positiv sieht, der Enttäuschung, am besten das innere Wesensbild, das heißt also, die innere Gefühls- und Denklage, die innere Verfassung der Konstellation und damit des Menschen kennzeichnet. Vielleicht wundern Sie sich, wenn ich sage, im positiven Wesensbild entspricht die Enttäuschung der Konstellation, weil Sie möglicherweise auch davon ausgehen, dass Enttäuschung etwas sehr Trauriges, in dem Falle Negatives ist. Aber die Enttäuschung bezeichnet einen Zustand, in dem ich nicht mehr in der Täuschung lebe. Also eigentlich etwas Positives.
 
Wobei man jedoch sagen muss, dass die meisten sich sehr wohl und sehr gerne an ihre Täuschungen klammern, um die Enttäuschungen, die dann meistens mit dem sich zeigen der Wirklichkeit zu tun hat, nicht sehen zu müssen. Die indischen Philosophen haben das „den Schleier der Maya“ genannt, einen Schleier der Täuschung, der über allen Dingen, über der Wirklichkeit der Welt liegt, und durch den wir die Wirklichkeit eben nicht wirklich erkennen können, sondern uns ein Bild von dieser Wirklichkeit machen. Das Bild, was wir uns machen, ist immer eine Täuschung. Und wenn wir der Bilder beraubt werden, dann leben wir in der Enttäuschung und werden mit der Wirklichkeit unseres Lebens konfrontiert.
 
Das ist schon eine fast komplette Beschreibung der Vorgänge gewesen, die man bei Uranus-Pluto im Leben früher oder später durchmachen wird. Ich möchte an der Stelle auch noch einmal sagen, dass Uranus-Pluto wie die anderen extrem schwierigen Konstellationen von Ihnen normalerweise nicht über den rein denkerischen Vorgang, über das Intellektuelle, zu erfassen ist. Es braucht bei diesen schwierigen Konstellationen in der Regel viele Jahre der astrologischen und menschlichen Erfahrung, um in etwa ein Gespür zu bekommen für das Wesen dessen, was Uranus-Pluto im
Grunde genommen ausmacht.
 
Unser intellektuelles Verständnis, unsere entsprechenden Kapazitäten reichen überhaupt nicht aus, um auch nur annähernd an das, was diese Konstellation ist, heranzureichen. Natürlich brauchen wir zunächst mal den Intellekt, und in dem Sinne beispielsweise eine astrologische Lektion, um uns dem Vorgang, dem eigentlichen Geschehen, zu nähern. Aber im Laufe der Zeit werden Sie feststellen, dass die Eindrücke, die Sie auch anhand der Horoskope fremder Menschen von dieser Konstellation bekommen, immer mehr Ihr Empfinden betreffen und nicht so sehr Ihr Denken, beziehungsweise das Geistige.
 
Anders ausgedrückt: im Laufe der Zeit wird es Ihnen möglich werden, die Gedanken sich abkoppeln zu lassen von Ihren Empfindungen, was dazu führt, dass die Empfindungen in einer reinen Form - also nicht mehr in Verbindung mit einem Gedanken, was normalerweise ja der Fall ist - in einer reinen Form auftauchen. Und genau dieser Zustand, dass Ihre Empfindungen in reiner Form auftauchen können, wird dann dazu führen, dass Sie auch die Wirklichkeit dieser Konstellation in anderen Menschen erspüren können. Und frei sind von Gedanken, die in der Regel relativen und nicht wie das Empfinden absoluten Charakter haben. Ich möchte das einfach nur an dieser Stelle einmal gesagt haben. Vielleicht erinnern Sie sich später in einem entsprechenden Augenblick mal daran, dass Sie derartiges gelesen haben, wenn es Ihnen in der eben beschriebenen Art und Weise geschieht.
 
Das innere Wesensbild von Uranus-Pluto sei nun also die Täuschung, beziehungsweise im positiven Sinne oder in der entwickelten Darstellung die Enttäuschung. Dieses Wesensbild fließt in Inhalt und Form. Wobei der Inhalt im Grunde genommen zu beschreiben ist als ein Vertrauensverlust in den männlichen Archetyp. Das ist jetzt selbstverständlich genauer zu erklären. Es handelt sich hier in einem gewissen Sinne, aber um ein Viel-, Vielfaches verstärkt, um einen ähnlichen Vorgang wie bei Mars-Uranus. Wenn Sie sich noch erinnern, war dort die Rede von einem geschwächten Vaterbild, was unbewusst von der Mutter in das Kind eingepflanzt worden ist, aufgrund der Tatsache, dass die Mutter selber einen Vertrauensmangel in Männer oder in das männliche Prinzip hat.
 
Hier haben wir im Grunde genommen, bei Pluto-Uranus, einen ähnlichen Vorgang, nur mit dem Unterschied, dass niemandem der Beteiligten, weder dem Vater, noch der Mutter, noch dem Kind, das diese Konstellation hat, dieser Vorgang auch im Mindesten bewusst ist. Er liegt viel tiefer noch als der von Mars-Uranus. Und es kommt dazu, dass es in dem Sinne überhaupt keine realen Anhaltspunkte gibt, zum Beispiel im Verhalten der Eltern untereinander, die das in irgendeiner Form bestätigen können.
 
Das heißt, wir haben hier eine Konstellation, die zwar da ist, die aber überhaupt keine Spuren in der Realität hinterlässt. Das ist ein Grund dafür, warum ich vorhin gesagt habe, dass diese Konstellation äußerst schwierig zu leben ist. Nicht nur wegen der Inhalte an sich, sondern auch wegen der Tatsache, dass sie nicht nachweisbar ist. Dieser Vertrauensverlust in das männliche Prinzip, was hier seitens wieder der Mutter angelegt ist, führt dazu, dass die Mutter in einem Zustand der latenten Täuschung, beziehungsweise in einem Zustand der latenten Enttäuschung in Bezug auf den, wenn wir es mal so gespreizt ausdrücken wollen, in Bezug auf den Zeugungspartner, also den Vater, lebt.
 
Ich sage das jetzt deshalb so, weil eine Enttäuschung kann sich sehr wohl auch dadurch einstellen, dass die Mutter vom Vater verlassen wird, also von ihrem Partner, von ihrem Zeugungspartner verlassen wird, und das Kind dann alleine aufzieht. Wobei ihr, ich wiederhole, diese Enttäuschung nicht unbedingt bewusst, beziehungsweise in den meisten Fällen gar nicht bewusst ist. Das heißt sie findet das sogar meistens ganz in Ordnung, dass dieser Mann, den sie vielleicht in dem Sinne auch schon vorher bewusst abgelehnt hat, sie verlassen hat. Also von einer Enttäuschung kann in dem Sinne meistens gar nicht die Rede sein.
 
Das ist jetzt auch nur eine Möglichkeit von vielen, wie sich diese Konstellation in Bezug auf das Verhältnis der Mutter zum Vater des Kindes zeigen kann. Die Enttäuschung, beziehungsweise der Vertrauensverlust in das männliche, archetypische Prinzip seitens der Mutter führt im Grunde genommen dazu – und später natürlich auch beim Kind, egal ob Junge oder Mädchen – das sie und das entsprechende Kind im Zustand der Orientierungslosigkeit, was die Beschreibung des Formbildes wäre, lebt.
 
Denn wenn der komplette männliche Archetyp ausfällt, der in der Regel mit der Orientierung in den äußeren Raum in Zusammenhang gebracht wird, dann muss die Orientierung im Leben fehlen. Und es muss sich der Zustand, also die Form, das Formbild, der Orientierungslosigkeit zumindest in häufiger Wiederholung ergeben. Das führt dann dazu, dass vom Verhalten her im Grunde genommen immer ein Neubeginn zu beobachten ist. Ein Mensch mit Uranus-Pluto ist mehr oder weniger gezwungen, aufgrund der Orientierungslosigkeit, immer wieder bei null anzufangen. Und das könnten wir im Sinne des Verhaltens als ein gezwungen sein zum Neubeginn formulieren, zu einem stetigen immer wiederkehrenden Neubeginn, und zwar solange, bis man den Vorgang durchschaut.
 
Die Enttäuschung, die sich im Wesensbild gezeigt hat, ist vergleichbar mit dem Vorgang, dass man feststellen muss, dass die Vorstellung, die man sich vom Leben gemacht hat, mit der Lebenswirklichkeit nicht übereinstimmt. Vorstellung und Wirklichkeit klaffen hier, wie auch generell, im Prinzip sehr weit auseinander. Und insofern sind die unsichtbaren und zum Teil unüberbrückbaren Spannungen zwischen Vater und Mutter, die allerdings real nicht auftauchen, trotzdem ein sichtbares, also für uns Astrologen sichtbares, Kennzeichen der Täuschung, in der sich Vater und Mutter befinden. Wenn dann die Enttäuschung in späteren Zeiten bewusst wird, dann lebt man, wenn man so will, in Ruinen einer zusammengebrochenen Vorstellung. Und wird aber dennoch versuchen, das geschieht noch unbewusst, die entsprechenden Zweifel abzudrängen. Das heißt auch die Mutter wird versuchen, ihre ganz tiefsitzenden unbewussten Zweifel gegenüber dem Vater abzudrängen, weil sie nicht in Ruinen einer zusammengebrochenen Vorstellung leben will.
 
Genau das setzt sich dann im Grunde genommen bis in den Geburtsvorgang fort. Das heißt die Geburt selber soll in der Regel abgedrängt, beziehungsweise verdrängt werden. Und das bedeutet dann, dass das Kind einem ungeheuren Enttäuschungsdruck seitens der Mutter ausgeliefert ist, was zum Beispiel zu verschiedensten, relativ großen Geburtskomplikationen führen kann. Zum Beispiel, dass die Fruchtblase zu früh platzt oder dass das Kind die Nabelschnur um den Hals hat und mit einem zum Teil auch so nicht bemerkbaren Sauerstoffmangel auf die Welt kommt.
 
Das hat im Übrigen auch eine gewisse Analogie zu dem, was wir „Tod durch Erhängen“ nennen können. Denn ein Kind, was die Nabelschnur um den Hals hat, hat im Grunde genommen eine vorgeburtliche Todeserfahrung in sich. Der Sauerstoffmangel, der teilweise physikalisch gar nicht nachweisbar gewesen ist, der hat sich aber trotzdem in der Seele eingraviert und wird später zu entsprechenden Verhaltensweisen führen, die ähnlich dem Sonne-Uranus-Menschen sind, nämlich Panik bei beengenden Lebenssituationen. Wie dem auch immer sei – die Mutter versucht im Sinne
ihrer unbewussten Enttäuschung die Geburt abzudrängen oder zu verdrängen.
 
Das Kind wird, weil es nun doch geboren worden ist, später im Älterwerden versuchen, das männliche Prinzip sozusagen für die Mutter als eine Art Statthalter zu bekämpfen. Das spielt erst mal gar keine Rolle, welches Geschlecht das Kind letzten Endes hat. Wenn es ein Junge ist, dann wird der Junge sich in seiner eigenen Geschlechtlichkeit nicht angenommen fühlen von der Mutter, weil die Mutter prinzipiell vom männlichen Archetyp enttäuscht ist. Und er wird sich dann möglicherweise nicht als Mann fühlen vor der Mutter und reagiert häufig mit einem entsprechenden Hass auf alles Weibliche, möglicherweise direkt auf die Mutter selbst. Das Mädchen wird im Heranwachsen normalerweise auch Schwierigkeiten mit dem Männlichen haben, aber auch mit ihrer eigenen Weiblichkeit.
 
Denn das Mädchen empfindet ihre Weiblichkeit als denjenigen Lebenspart, der im Grunde genommen immer durch das Männliche einer Enttäuschung ausgesetzt ist. Insofern wird das Mädchen auch mit der Entwicklung ihrer eigenen Weiblichkeit Probleme haben. Später wird es dann dazu kommen, dass sie, wenn man so will, als eine willkommene Rache an den Männern denen sozusagen die Hölle heiß macht, und sich dafür revanchiert, dass diese Männer die Frauen generell im Zustand der Täuschung leben lassen. Wie dem auch sei, ob Junge oder Mädchen – es kommt immer zu zwischenmenschlichen Problemen, die in einer ganz tiefgehenden und unbewussten Art und Weise ablaufen und die das zwischenmenschliche Verhältnis extrem stark entstellen können.
 
Man fühlt sich in dem Sinne ständig unter Druck, die eigene Vorstellung gegen die Wirklichkeit verteidigen zu müssen. Man fühlt sich gezwungen. Und man fühlt sich gezwungen in eine Vorstellung hinein. Das bedeutet, dass man irgendwann den Zusammenbruch der Vorstellung erleben muss, die der Wirklichkeit nicht mehr standhalten kann. Das führt dann aber dazu, dass man wieder in eine vorgeburtliche Situation zurückkatapultiert wird. Das sind dann wirklich Vorgänge, die teilweise durch Therapieformen, die in vorgeburtliche Stadien zurückkehren können, nachweisbar sind. Dass man dann in vorgeburtliche Situationen zurückkehrt, in den Leib der Mutter, der dann dem Gefängnis der Vorstellung entspricht, aus dem man nicht entkommen konnte. Beziehungsweise in dem man der Enttäuschung in Bezug auf das männliche Prinzip ausgesetzt gewesen ist. Wenn die Vorstellung dann zusammenbricht, muss man sich überlegen, welche Vorstellungen man in Zukunft im Leben aufbaut, um nicht ständig den vorhin im Verhalten beschriebenen Neubeginn inszenieren zu müssen.
 
Wenn man es nicht schafft, die Vorstellungen nur immer etappenweise und nicht in einem übertriebenen, kompensatorischen Sinne aufzubauen, was hier oft der Fall ist, dann wird man ständig viel zu große und weitgespannte Ziele haben, die einen 100-prozentig scheitern lassen müssen. Insofern könnte man sagen, ist man hier sehr gut beraten - was oft auch zum Beispiel in der Managementpsychologie schon Gang und Gäbe ist - wenn man versucht, sich kurzfristige kleine Etappenziele auf dem insgesamt langen Weg, den man deshalb nicht außer Acht lassen muss, zu schaffen, um dann Erfolgserlebnisse zu haben. In dem Sinne, dass die Vorstellung mit den Wirklichkeiten des Lebens immer in Übereinstimmung bleibt. Was die einzige Gewähr dafür ist, dass man letzten Endes nicht in der Enttäuschung lebt.